Freitag, 8. Mai 2020

Brot und Spiele – UND Baumärkte


Wir haben alle eine Verantwortung in einer Gesellschaft, die wir zu übernehmen bereit sein sollten. Dazu gehört es auch, sich an Regeln zu halten. Je verständlicher die Regeln sind, je fairer diese auf- und umgesetzt werden, umso mehr bleibt das Gefühl, wir alle würden im selben Boot sitzen. Fernab aller Verschwörungstheorien fällt dies zunehmend schwer, je genauer man sich die Regeln betrachtet.

 

Föderalistisches System

Nachdem ich politisch ziemlich ungebildet bin, will ich hier gar nicht näher auf den Sinn oder Unsinn des föderalistischen Systems eingehen. Nur so viel: Kennt ein Virus sich damit auch so gut oder schlecht aus wie ich? Also hält es sich dann in den unterschiedlichen Bundesländern auch an die unterschiedlichen Regeln? Warum ist die Ansteckungsgefahr beispielsweise in Fitnessstudios in NRW geringer als in Bayern? Wie gesagt, ich verstehe es nicht.

 

Zeitungen

Während der ganzen Zeit des Lock-Downs hatten Tabak- und Zeitschriftenläden geöffnet. Mehr oder weniger nachvollziehbar. In Ordnung.

Wenn ich mir im Laden Zeitschriften ansehen und kaufen kann, warum müssen Zeitschriften dann beim Friseur weggeräumt werden?

 

Umkleiden

In den Bundesländern, die ihre Sportstätten wieder öffnen, ist es streng untersagt, die Umkleiden zu benutzen. Die Geschäfte, die Oberbekleidung anbieten, sind (ich lasse mich hier gerne eines Besseren belehren, wenn meine dürftige Recherche dazu ausschließlich zu den falschen Ergebnissen geführt haben sollte) die Anproben geöffnet. Es wird der Hinweis gegeben, dass das Anprobieren der Kleidungsstücke „über den Kopf“ unterlassen werden sollte (https://www.bghw.de/die-bghw/faq/faqs-rund-um-corona/spezielle-fragen-fuer-beschaeftigte-im-handel-und-in-der-warenlogistik/was-ist-im-einzelhandel-bei-der-ausgabe-von-waren-zur-anprobe-und-bei-deren-ruecknahme-sowie-bei-der-annahme-von-reparaturen-und-retouren-zu-beachten), aber auch gleichzeitig der beruhigende Hinweis gegeben, dass das Ansteckungsrisiko mittels eines Kleidungsstückes, was eine fremde andere Person vorher anprobiert hat, extrem gering wäre (https://www.rtl.de/cms/in-geschaeften-shoppen-waehrend-corona-kann-ich-mich-beim-kleidung-anprobieren-anstecken-4525596.html).

Aha!

 

Fahrradfahren

Ein Austausch mit meinem Neffen, der in Frankreich lebt (ja, jetzt gehen wir sogar über die Landesgrenzen hinaus) brachte eine weitere seltsame Regel zutage: Sport im Freien ist erlaubt, man darf joggen. Fahrradfahren ist allerdings untersagt. Den Grund dahinter versteht allem Anschein nach nicht mal die französische Gendarmerie, die nach Aussage meines Neffen, zwar Fahrradfahrer auf das Verbot hinweisen, aber nicht zu Anzeigen oder dem Verhängen von Bußgeldern greifen würde.

 

Brot und Spiele

Wie im alten Rom scheint es manchmal, dass es wichtig ist, im Zuge immer mehr aufkeimender Fragen, das Volk ruhigzustellen. Gebt dem Volk Essen und Genussmittel und Fußball.

Abstandsregeln sind hier dann nicht mehr so wichtig? Sport ist nur dann wichtig, wenn er wirtschaftlich interessant ist UND gleichermaßen das Volk ruhigstellen kann? Und Buhmann ist der, der aufdeckt, dass sich eben viele nicht an die Regeln des Mindestabstands und der Kontaktsperre halten?

Ich habe mich dazu lang ausgelassen, habe mit der Bitte um sportlichen Zusammenhalt einen Brief an den DFB und alle Vereine der 1. Und 2. Bundesliga geschrieben (hier: https://www.rtl.de/cms/in-geschaeften-shoppen-waehrend-corona-kann-ich-mich-beim-kleidung-anprobieren-anstecken-4525596.html).

 

Baumärkte

Und Baumärkte! Baumärkte sind auch ganz wichtig. So ein bisschen fragt man sich schon, warum das so ist? Kann es sein, dass man so die (ACHTUNG KLISCHEE) Ehefrauen ruhigstellen kann, die sich endlich ein verschönertes Wohnzimmer wünschen und die Ehemänner gleich auch, weil sie tagsüber dann was zu tun haben und abends Fußball gucken können?

 

Und jetzt?

Keine Ahnung! Sinnlose Revolte, das ungenierte Teilen irgendwelcher abstruser Verschwörungstheorien oder das trotzige Verhalten, sich über bestehende Regeln hinwegzusetzen kann nicht das Mittel der Wahl sein.

 

Blick in die Zukunft

Was ich mich ernsthaft frage ist, wie ich bei folgendem Fall vorgehen sollte?: Nehmen wir mal an, auch wir in Bayern dürfen irgendwann mal wieder unsere Sportstudios (groß, klein, mittel, mikro, mini) öffnen.
Sicherlich wird dann eine Maximalzahl an Personen festgesetzt werden, die sich in den Räumlichkeiten aufhalten darf. Was passiert, wenn die Polizei oder das Ordnungsamt kommt und die Einhaltung der Regeln und des Hygienekonzepts überprüfen möchte?
Muss ich den Personen Einlass gewähren? Und wenn ja und wenn dadurch die zulässige Personenanzahl überschritten würde, muss ich dann erst Kunden aus dem Studio rauschmeißen? Alle Kunden sind mir beispielsweise bekannt (namentlich) und mögliche Infektionsketten wären gut nachvollziehbar. Dieser Umstand wird durch das Betreten fremder Personen, die unter Umständen dazu führen, dass die zulässige Höchstzahl überschritten würde, zunichte gemacht.

Wie soll ich mich denn nun richtig und gut verhalten?

 

Fragen wir einfach das RKI

Wenn man Berichten glauben darf (https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus207808983/Corona-Krise-Wie-kann-das-RKI-ausgerechnet-jetzt-seine-Briefings-einstellen.html?cid=socialmedia.facebook.shared.web), werden die Informationen allerdings bis auf Weiteres eingestellt. Ich fühle mich etwas verloren, dabei würde ich doch so gerne meiner Verantwortung nachkommen und alles richtig machen.


Update auf Nachfrage:
Der Polizei und den Ordnungsbehörden muss man immer Einlass gewähren, egal wie viele Personen sich dann im Raum befinden....

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