Freitag, 2. August 2019

In den Schatten verbannt...

...weil man es nicht sehen will?


In den letzten Wochen stellten immer mehr Anhänger der akrobatischen SPORTART Poledance fest, dass sie in den Schatten verbannt wurden. Nur die eigenen Follower konnten die Inhalte sehen, wenn diese mit bestimmten hashtags versehen waren. Dabei waren beispielsweise hashtags wie #poleexotic erlaubt, #poleartist aber "verboten". Ja genau! Nein, ich habe das NICHT verwechselt.


Mobbing


Wir könnten nun die leider schon ewig währende Diskussion über Sport und die Notwendigkeit kurzer Kleidung wieder aufflammen lassen, wir könnten zum 1000. mal die Vergleiche zu Beachvolleyball heranziehen, erneut um Anerkennung kämpfen. Das tun wir alle nach wie vor und das ist auch richtig so (imho).

Meine Gedanken dazu gehen noch ein wenig darüber hinaus. Was mich daran stört ist vor allem die Sachlage des Mobbings, die hier zutrifft. Ohne wirklich Gründe zu haben oder auf Nachfragen zu antworten, werden Personen von der Teilnahme an der sozialen Interaktion ausgeschlossen. Begründung? Fehlanzeige.

Eigene Betroffenheit


Direkt sind wir nicht betroffen, das ist aber entweder eine Frage der Zeit oder Zufall, weil wir keinen der verbotenen Hashtags verwenden.
(Update 02.08.2019: Der Shadowban ist zum großen Teil wieder aufgehoben, die meisten hashtags funktionieren schon wieder)

Eigenverantwortlichkeit


Welche Gründe kann ein "shadowban" haben? Willkür - was aktuell auf "Poledance" zuzutreffen scheint. Aber vielleicht auch die übertriebene Suche nach Aufmerksamkeit? Follow-unfollow, ständiges Kommentieren, Bots, zu viele Hashtags und immer die gleichen Inhalte können auch zu "shadowban" führen.
Aha! 

Noch vor einigen Monaten hieß es, man solle viele Hashtags verwenden, sich aktiv zeigen, Hashtags der Ästhetik halber in Kommentare verpacken und vieles mehr. Accounts mit vielen Followern würden attraktiver wirken. Okay, dann müssen Follower her - wie auch immer. Kaufen? 

Authentizität


Auch wenn nur wenige Personen sich gekaufte Follower leisten können oder wollen, aus Finanzgründen oder Gründen echter Überzeugung, so merkt man deutlich: Was heute als Empfehlung gilt, ist morgen ein Übel. 
Dabei sind es häufig dieselben Institutionen, die heute eine Empfehlung aussprechen, die sie morgen selbst als "Übel" titulieren und den User, der den gestrigen Empfehlungen folgt, abstrafen.

Ehre und Gewissen


Manchmal frage ich mich schon, warum wir auf der einen Seite darum kämpfen, Anerkennung für unseren Sport zu bekommen und auf der anderen Seite einen Post nach dem anderen verfassen, der mit "filthy", "dirty", "bitchy" oder "Sundday bumday" betitelt wird? Wir dürfen uns selbst als schmutzig und nuttig bezeichnen, andere nicht? Ein bisschen Geradlinigkeit würde in manchen Bereichen nicht schaden. 
Allerdings ist auch dies nur eine sehr mangelhafte Erklärung, den der "shadowban" trifft eben auch accounts, die mit Fug und Recht von sich sagen können, dass keiner der oben genannten Punkte auf sie zutrifft.

Mangelnde Offenheit


Was mich persönlich dabei stört ist nicht einmal die eingeschränkte Sichtbarkeit (macht bei einem Account mit nicht einmal 500 Followern sowieso nicht viel aus - instagram.com/crazysportsaugsburg), sondern die Willkür und die mangelnde Argumentationslinie. 
Update 02.08.2019: Selbst nach dem aufgehobenen shadowban versteht man nicht, warum wir Polesportler aufs Korn genommen wurden. In diesem Blogpost wird alles genau erklärt, die Argumentationslinie des SM (Soziales Medium, nicht was ihr schon wieder denkt ;-) ) bleibt nebulös: https://bloggeronpole.com/2019/07/instagram-apologises-to-pole-dancers-about-the-shadowban/?fbclid=IwAR1lf-kNXgTFrhpMaiQfDiLAaqzmf2IxVHGbGq8a1M3S9a1gXhEba17c5a8

Abschließen möchte ich dennoch mit ein paar Fragen, die wir uns alle stellen:

  • Warum ist Unterwäsche okay, aber Polebekleidung nicht?
  • Warum ist "nude" bei Make-up und Abendkleidung ein neuer Trend, bei Poledance (bezogen auf die Farbe der KLEIDUNG) aber verwerflich?
  • Wieso darf man Beachvolleyballerinnen vorschreiben, dass ihr Höschen möglichst kurz sein muss, obwohl man auch in einer Radlerhose diesen Sport ausüben könnte, bei Poledance aber sei es billig und anstößig? 
  • Wieso ist ein Spagat im Ballett oder in der Gymnastik eine Leistung, beim Poledance aber schmutzig?

Poledance goes Olympia? Das scheint noch ein langer Weg zu sein.
21. Jahrhundert. Rein rechnerisch ja, im Kopf sind viele vormittelalterlich.


Ergänzende Gedanken


Ich habe diesen Beitrag verfasst, da war der shadowban wohl schon wieder aufgehoben. Oh no! Shame on me, wie schlecht recherchiert.....
Ich habe einen persönlich gefärbten Blogbeitrag geschrieben, keinen Zeitungsartikel. Ich war als denkende und tippende Person unterwegs, nicht als Journalistin.

Vom Shadowban, der unheimlichen Ungerechtigkeit und der gefühlten Benachteiligung habe ich in den letzten Wochen hunderte Male lesen können, das war weder zu übersehen noch zu überhören, die Aufschreie waren laut und deutlich.
Vom aufgehobenen Shadowban habe ich dank eines Community-Mitglieds erfahren, die mich freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht hat. Auch geschrien werden sollte auf beiden Seiten in nahezu der gleichen Lautstärke.

Und so möchte ich mit Dank schließen.


Ich freue mich in einer Zeit leben zu können, in der wir Poledance doch ohne große Probleme und Ressentiments ausüben können. 

Was sind noch ein paar blockierte Hashtags (Achtung Zynismus: Ich hatte - aufgrund der geringen Followerzahl sowieso gar nichts davon mitbekommen, ich war nie betroffen...)?

Ja, es gibt Personen, denen muss man erst erklären, warum man beim Pole so wenig anhaben muss. Ja, es gibt Personen, denen muss man erst die Vergleiche zum Synchronschwimmen (Damen strecken ihre Beine in die Luft und grätschen diese, so dass die Zuschauer nur NACKTE BEINE und Schrittbereich sehen können - aber da ist es okay!) darlegen, bevor sie anfangen nachzudenken und ja, viele denken halt, Poledance hätte nur eine sehr kurze Geschichte und wäre immer noch von Animierdamen ausgeübt worden. Ist halt falsch gedacht. 

Aber sind wir doch mal ehrlich: Wussten WIR denn, dass Poledance so alt ist wie die Menschheit, bei Idiandern, Indern und Chinesen ausgeübt wurde und in einigen Kulturen sogar nur den Männern vorbehalten war, wenn wir nicht nach Argumenten gesucht hätten, um es anderen Personen besser verständlich machen zu können?

Eben.



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