Freitag, 31. Januar 2020

Grenzen setzen



Wir kennen das Problem. Ein „Nein“ wirkt selten freundlich, eine Weigerung mit- oder weiterzugehen, könnte als Ablehnung empfunden werden und manchmal setzen wir uns selbst unter Druck mit dem Denken „ein bisschen mehr muss sein, ein bisschen mehr geht schon noch.“ Mit den (geistigen) Grenzen, der Abgrenzung und der Verweigerung ist es wie mit vielen Dingen: Sie können uns schützen, sie können uns hemmen.

Freundlichkeit und Service
Im Berufsalltag werden Freundlichkeit und Service großgeschrieben. Im Dienstleistungsbereich sogar erwartet. Im Seminarbereich lautet ein Ratschlag, die teilnehmende Person dort abzuholen, wo sie sich befindet. Man geht auf die Personen zu, man richtet sich nach ihnen (aus), man offeriert mehr als 2 Möglichkeiten und das ist gut so.

Die wichtige Frage, die bei diesen Punkten nicht unbeantwortet bleiben sollte, ist, wie es uns selbst dabei geht? Je mehr man bei einem Zugeständnis das Gefühl bekommt, an die Wand gedrückt oder ausgenutzt zu werden, umso wichtiger ist es, rechtzeitig Grenzen zu setzen.

Überfreundlichkeit und Übertraining
Zu viel an Service, zu viel, was man gibt, ohne etwas zurückzubekommen und auch ein Übermaß an Training schaden mehr, als sie nutzen. Dabei ist es meist gut gemeint: „Wenn ich noch ein bisschen schneller antworte, wenn ich den Termin das 5. mal verschiebe, wenn ich meinen eigenen Tagesplan komplett über den Haufen werfe, wenn ich statt 3 mal pro Woche 5 mal trainiere, wenn ich trotz merkbarer Warnzeichen weitermache, dann muss es doch (endlich) gut oder wenigstens besser werden.“

Die gesunde Mischung
Ein Kompromiss ist nur dann gut, wenn er beiden Seiten weh tut, Serviceleistungen sind nur dann zu forcieren, wenn alle Beteiligten (auch die dienstleistende Person) daran Freude haben und „Zähne zusammenbeißen“ im Training ist nur dann sinnvoll, wenn die Warnzeichen, die der Körper und der Kopf gegeben haben, noch nicht überlaut waren.

Warnzeichen
Das oben beschriebene Gefühl, in der eigenen Freiheit mehr und mehr eingeschränkt zu werden, oder aber auch nur dann als „nett“ empfunden zu werden, wenn man sich konsequent nur nach den anderen richtet, ist für sich bereits ein Warnzeichen.
Kraftreserven, die selbst bei richtiger und unterstützender Atmung, nicht mehr mobilisiert werden können, ein Gefühl der absoluten Leere sind Warnzeichen, die uns beim körperlichen Training darauf hinweisen können, dass eine Pause besser ist als eine weitere Wiederholung.

Die Krux
Der Körper meldet sich meist (zu) früh, der Kopf meist (zu) spät. Training ist mehr als ein einfaches Wiederholen gut zu meisternder Herausforderungen. Es bringt uns jedes Mal an die Grenzen (an (!!!) die Grenzen, nicht darüber hinaus). Der Körper meckert erfahrungsgemäß früh: „Wie? Nee, das geht nicht. Aua, das tut weh! Ui, da muss ich ja schnaufen. PAUSE!“
Dazu kommt dann manchmal noch der Kopf, der einem den Spaß an der Sache verdirbt, weil man etwas (noch) nicht kann. Und ganz schnell ruft die Couch und die guten Vorsätze sind dahin, weil es eben nicht reicht, sich EINMAL in den Hintern zu treten, sondern weil man permanent mit dem inneren Schweinehund im Gespräch bleiben muss, er will ständig aufs Neue überzeugt werden.

Missempfindungen
Beim Kopf ist das ein wenig anders. Man lächelt, obwohl einem nicht danach zumute ist. Man reduziert einen Preis, man geht auf die Wünsche anderer ein. Warum eigentlich? Weil es eben (zunächst) nicht mit direkten körperlichen Schmerzen verbunden ist, die uns mahnen, dass es weh tut. Je länger man das über das eigene Wohlfühlmaß hinaus praktiziert, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass das dumpfe Missempfinden des Geistes sich einen körperlichen Ausdruck sucht (Tinnitus, Hautprobleme, Abwehrschwäche). Kopf und Körper lassen sich eben nicht trennen. Ganzheitlich ist das Zauberwort. Im Sport, im Training, aber auch im Umgang mit anderen Menschen. Wie sieht das Endergebnis aus? Bin ich stolz auf mich, wenn ich eine weitere Wiederholung geschafft habe, weil ich meinen Körper durch das Training des eigenen Körpergefühls kennengelernt habe und beständig mit ihm verhandle oder riskiere ich Verletzungen? Diese Frage lässt sich nahezu 1 zu 1 auf die geistige Ebene übertragen: Bin ich froh, auf die Wünsche anderer eingegangen zu sein, weil es mich mit einem guten Gefühl zurücklässt, mir selbst also auch Freude bereitet hat oder fühle ich mich dann nur leer und ausgelaugt und weiß nicht, wie ich die verbrauchten Ressourcen wieder auffüllen soll?

Grenzen überschreiten ist ebenso wichtig wie Grenzen setzen. Dafür muss man sie kennen.

Donnerstag, 23. Januar 2020

Wertschätzende Kommunikation

So lautet eines der Themen, welches wir in unserem Seminarportfolio haben. Obwohl ich persönlich finde, dass das Wort „Wertschätzung“ im Moment ebenso inflationär und manchmal sogar unüberlegt benutzt wird wie noch vor einigen Jahren das Wort „Authentizität“ oder natürlich auch „Nachhaltigkeit“, so entbehren alle Begriffe und die Füllung dieser mit Leben nicht der Wichtig- und Notwendigkeit. Wertschätzung, Nachhaltigkeit und Authentizität gelten im „Business“ als weiche Erfolgsfaktoren, genauso können wir sie aber auch im Sporttraining als Mosaiksteinchen für den Erfolg betrachten.
Doch was ist Wertschätzung und wo beginnt sie?

Wertschätzung sollte nicht einseitig sein
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (m/w/d), Kunden und Kundinnen (m/w/d) und teilnehmende Personen an Sportkursen erwarten (zu Recht) Wertschätzung von ihren Vorgesetzten und Trainern (m/w/d). Im ersten Fall, weil sich das so gehört, weil man Leistungsträger im Unternehmen ist, weil es die Unternehmensphilosophie ist, oder Ähnliches.
Im zweiten Fall, weil man „Kunde/Kundin“ ist und manchmal auch der Meinung ist, für ein gewisses Maß an Wertschätzung ja auch zu „zahlen“.
Gegen beide Erwartungshaltungen ist rein gar nichts einzuwenden.

Wertschätzung sollte allerdings nie einseitig sein. Doch wie bringt man seinem Chef/ seiner Chefin Wertschätzung entgegen? Darf man das überhaupt, oder wäre das fehl am Platze, eben weil man sich in der Firmenhierarchie als niedriger gestellt empfindet?
Man kann sich doch nicht einfach mal so bei der hierarchisch höher gestellten Person „bedanken“ oder ihr/ihm ein gutes Feedback geben? Vielleicht empfindet man das als Überschreitung der eigenen Kompetenzen? Das muss nicht sein. Auch ein Chef/ Trainer freut sich über Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Auch er/sie benötigt Zuspruch!

Wertschätzung benötigt Zeit
Wertschätzung kann aus vielen kleinen Punkten persönlicher Aufmerksamkeit bestehen, die in der Summe auch nicht zu vernachlässigen sind, oder aber, weil man sich einmal „länger“ Zeit für eine Person nimmt. Wertschätzung lässt sich allerdings nicht im Handumdrehen erledigen. Im Sport können es kleine Rituale sein, die die teilnehmenden Personen immer wissen lassen, dass sie wertvolle Zeitgenossen sind. Im Yoga finde ich es beispielsweise besonders schön, das Ende einer Kurseinheit mit einem Dank an sich, an den eigenen Körper und an alle im Raum anwesenden Personen abzuschließen. Auch die Frage nach dem Befinden der TN zu Beginn der Kurse hat mehr als nur einen haftungstechnischen Hintergrund.

Wertschätzung benötigt Nähe
Wertschätzung kann man nicht mal eben schnell über den Flur brüllen. So nebenbei und im Vorbeigehen. Man muss sich der Person zuwenden, für sie da sein. Das ist in den Sportkursen manchmal leichter als im Business. Wenn ein Trainer/ eine Trainerin sichert, korrigiert, hilft, dann stellt er/sie Nähe her. Wird die Hilfestellung noch souverän und höflich eingeleitet, weil man die trainierende Person darauf vorbereitet, dass sie nun angefasst wird, legt man eine ruhige Stimme an den Tag, so kann das nicht nur ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, sondern auch ein Akt der Wertschätzung sein.

Empfindungen
Klingt alles einfach? Ist es im Alltag oftmals nicht. Mangelnde Wertschätzung ist zum einen Empfindungssache und zum anderen oftmals überhaupt keine böse Absicht, wie die Vorkommnisse in einem der letzten Business-Seminare zeigten. Obwohl die Deadline einer Gruppenarbeit vorher besprochen wurde, passierte Folgendes: Eine der Gruppen befand sich noch im Gespräch. Die Seminarleitung reagierte darauf, dass hier wohl noch etwas Zeit benötigt werden würde und kommunizierte dies. Verständlich. Den TN zugewandt. Präsent. 3 der 5 Personen hörten die Seminarleitung auch, blickten sie an und wendeten sich dann wieder der Gruppe zu.
Nach weiteren 5 Minuten erhob die Seminarleitung wieder die Stimme. Das Procedere wiederholte sich. Als man es dann gemeinsam doch schaffte, sich wieder aufeinander im Ganzen einzulassen, analysierte man, was hier passiert war.
Sicherlich könnte man Verhaltensweisen wie „sich nicht an Zeitpläne halten“, „Ignorieren“, „keine Rückmeldung geben“, „Nebenstellendiskussionen eröffnen“ und „andere von der Kommunikation ausschließen“ – als Elemente mangelnder Wertschätzung betiteln, das war allerdings keine Absicht und hier war bestimmt auch kein Vorsatz zu sehen. Es ist einfach passiert.

Gefühl bleibt wichtig
Wertschätzung liegt also auch immer im Auge des Betrachters. Auch im Sport.
Nicht jede Kritik ist mangelnde Wertschätzung, nicht jedes Lob tatsächliche Wertschätzung.
Hier kommt die oben zitierte Authentizität wieder zum Tragen: Man muss das Gefühl haben, dass es echt ist. Aber wie bitte bemisst man ein Gefühl?
Und so sehen wir, dass wir Gefühle eben niemals ganz ausklammern können – weder beim Sport, noch im Business.

Dienstag, 14. Januar 2020

Zweierlei Maß – Handwerk und Kunst


Kreative Arbeit und künstlerische schaffende Tätigkeiten bringen Ergebnisse hervor. Dabei ist es unerheblich, ob es flüchtige Ergebnisse der darstellenden Kunst sind (Tanz, Theater als eine Art der Kunst, die ein Publikum erfordert und für den Moment dauert in welchem jemand zusieht) oder überdauernde Werke der bildenden Kunst. Auch das Handwerk bringt Ergebnisse hervor, deren Dauer unterschiedlich ist (Brot, ein Dachstuhl, Kleidung etc.).
Kunst kann Handwerk sein und Handwerk Kunst. Die Übergänge sind fließend und für unser ästhetisches Empfinden ist es erfüllend, wenn das Handwerk künstlerischen Ansprüchen genügt, oder Kunst mit handwerklicher Kompetenz hergestellt wurde.
Für die Bewertung des Entstehungsprozesses ist dies allerdings manchmal gar nicht so unerheblich. Sieht man sich als Handwerker (m/w/d) oder als Künstler (m/w/d) und wie sieht einen die Gesellschaft?

Die Geschichte um den Entstehungsprozess des Werkes

Würde ein Handwerker, der die tägliche Leistung als Ergebnis seines handwerklichen Könnens ansieht, die gleichen Maßstäbe an den Tag legen wie es mancher Künstler tut, so wäre der Betrachter oder Leistungsempfänger (m/w/d) überrascht oder unzufrieden.

Umgekehrt sind wir vielleicht auch irritiert, wenn ein Künstler seine Tätigkeit mit handwerklichen Maßstäben misst.

Ein Autor (m/w/d), der über Schreibblockaden klagt, der mit vielen Worten darstellt, wie schwer ihm oder ihr das Schreiben fällt, der darüber klagt, dass er oder sie nie die richtigen Worte findet, dass er oder sie schon 100 mal von vorne angefangen hat, genießt unter Umständen Anerkennung. Eventuell schätzen wir das Ergebnis danach sogar als wertvoller ein. Ebenso kann man dieses Beispiel auf die Entstehung eines Bildes, einer Statue, einer Tanzchoreographie oder Ähnlichem anwenden.

Würde uns ein Handwerker das Gleiche erzählen, so würden wir an seinem Können zweifeln. Ein Bäcker, der 100 Brote backen muss, damit ein Genießbares dabei herauskommt und mit diesen zahlreichen misslungenen Versuchen auch noch hausieren gehen würde, würde wohl eher in Ungnade fallen.
Ebenso würde es wohl einem Schreiner oder Gärtner oder einem ähnlichen Berufszweig des Handwerks gehen.

Meister oder Künstler

Als die Meisterpflicht in einigen Handwerkszweigen für die Eröffnung eines Geschäfts aufgehoben wurde, wurde die Vermischung der gedanklichen Wertschätzung von Kunst bzw. Handwerk offensichtlich. Ist ein Foto Kunst oder Handwerk? Zahle ich für Kunst oder Handwerk?

Zugeschriebene Rollenkompetenz wirkt identitätsstiftend. Wenn mir eine Person das zutraut, was ich tue, dann stärkt das meine Persönlichkeit. Kann ich diesen Zuspruch erwarten, wenn ich mich selbst Autor/ Trainer/ Manager/ Tänzer/ Blogger/ Influencer nenne? Ist es mein Beruf eher ein Handwerk, wenn ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen will oder muss oder ist es eher Kunst?

Selbstverständnis unserer Tätigkeiten

Sieht es die ausübende Person eher als Handwerk, so wird sie sich hüten mit tausenden von misslungenen Versuchen hausieren zu gehen (obwohl diese natürlich auch existent sind – im Handwerk nennt man es wohl Lehrzeit, wobei diese nicht auf ein bestimmtes Lebensalter beschränkt ist), sieht sich die Person als Künstler, so kann man mit diesen „Schaffenskrisen“ das letztendliche Ergebnis im Auge der Betrachter sogar aufwerten.

Was erwarten wir von unserem Gegenüber? Sehen wir in ihm oder ihr einen Künstler und erkennen auch Fehlversuche an, oder ist es das Handwerk, von dem wir meisterliche Ergebnisse erwarten?

Donnerstag, 9. Januar 2020

Wissen, Glauben und Beweise


Im Winter werden die Tage kürzer und nach der Wintersonnenwende wieder länger. Wissen wir alle. Haben wir alle schon erlebt. Ist erforscht. Ist bewiesen. Wiederholt sich jedes Jahr.
Wissen und Erleben sind zweierlei paar Stiefel. Wissen und Glauben noch mal ein anderes Paar Schuhe.

Manchmal kann man Zuspruch erleben und zweifelt dennoch. In solchen Momenten ist Glauben notwendig. Atheisten, Nihilisten oder wie sich die Menschen, die von sich behaupten an „gar nichts“ zu glauben, auch immer selbst betiteln mögen, mögen das Beispiel der längeren und kürzeren Tage als Argument für die Abwertung und Negierung von Glauben sehen, denn man muss nicht daran glauben, dass die Tage nach der Wintersonnenwende wieder länger werden, damit es passiert, es passiert einfach.

Gleichzeitig proklamiert man die Notwendigkeit von Selbstvertrauen als Glauben in die eigenen Fähigkeiten und wenn es nur die Fähigkeiten zur Weiterentwicklung sind. Auch Selbstvertrauen ist eine Art von Glauben. Es wird geboren aus dem Nichts, es entwickelt sich, es wird genährt und gestärkt, manchmal strapaziert oder gar zerstört. Auch dann ist es wichtig, sich zunächst auf das zu berufen, was man schon selbst erlebt hat. Jede Person ist schon durch schwere Zeiten gegangen, jeder empfindet dabei schwere Zeiten subjektiv. Eine objektive Aufstellung, was als „schwer“ zu betiteln ist, was eine Herausforderung und Strapaze für den einen oder die andere darstellt, kann man sich sparen.

Zuspruch, Glauben und Vertrauen ohne Argumente und Anhaltspunkte ist ein bisschen substanzlos. Einen Menschen zu trösten ohne Argumente, ohne ihm oder ihr vorzuhalten, was er oder sie schon geschafft hat, ist schwer. Wir halten fest an Erfahrungen, an Wissen. Wir versuchen Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln, was manchmal in einer Art Aberglaube endet.

Glaube funktioniert ohne Beweise, ohne Wissen, ohne Erfahrung, auf die man sich berufen kann und dann wird es schwer. Was wir nicht sehen können, was uns eventuell nur erzählt wird, das lehnen wir gerne ab. Verständlich.
Allerdings manchmal ebenso unsinnig. Ich selbst habe noch nie den Nordpol gesehen. Man erzählt mir, dass es ihn gibt, ich habe Bilder gesehen, er ist auf den Weltkarten eingezeichnet, aber ich selbst habe ihn noch nie gesehen (ebenso wenig wie Amerika, Kanada, Asien etc. etc. etc.). Ist es nun Glauben oder Wissen, wenn ich die Existenz dieser Länder nicht negiere?

Für die Personalentwicklung, die Teamzusammensetzung und auch die Erfolge im Sport, das Erreichen von Zielen etc. ist Glauben notwendig. Je mehr wir diesen Glauben als Trainer argumentativ stützen können, je genauer der Fahrplan ist, den wir offerieren, umso eher sind wir alle gewillt zu glauben, aber ohne Glaube wird es definitiv nicht funktionieren.

Freitag, 3. Januar 2020

Männergrippe, Trainergrippe und Freizeit


Über die sprichwörtliche Männergrippe kann man Vieles lesen, hören, sich über Vieles amüsieren und die geplagten Männer auch immer wieder aufziehen. Ob das nur lustig ist oder in gewisser Weise mobbend diskriminierend, muss jede Person für sich selbst entscheiden.
Fakt ist, dass man mit gut gemeinten Ratschlägen wie „Hab‘ dich nicht so!“ nicht wirklich weiterkommt, denn jeder empfindet Belastungen eben anders.

Absolut faszinierend sind die Urlaubskrankheiten oder die Selbständigen-Grippe. So lange es sich tatsächlich „nur“ um eine böse Erkältung oder sonstige Beeinträchtigungen handelt, die zwar ihren Tribut fordern, aber heilen, darf man hier sogar dankbar sein.

Ab Herbst, so ungefähr zur Wiesenzeit fängt es an: Die häufigsten Worte, die man als Trainer/ Trainerin in die diversen WA-Gruppen der Kurse schreibt, sind: „Gute Besserung!“
Kein Mensch sucht sich eine Erkältung, Krankheit, Magen-Darm-Grippe, Kreislaufbeschwerden, Regelschmerzen oder Sonstiges freiwillig aus. Natürlich ist es uns allen lieber, es geht uns gut und wir können unseren Tagesplan so verfolgen, wie wir uns das in den Kopf gesetzt haben. Aber irgendwann geht es eben nicht mehr und auch das beste Immunsystem gibt auf.

„Warum wirst Du nicht krank?“ – fragte mich eine Teilnehmerin im Spätherbst. „Weil ich nicht kann!“
Das funktioniert seit ca. 20 Jahren ganz gut. Solange ich Kurse habe, Seminare zu geben, Coachings zu absolvieren etc., funktioniere ich. Spätestens am 24.12. ist dann Schluss. Jetzt weiß mein Körper, dass die nächsten (mindestens) 3 Tage „nichts“ ansteht. Also zumindest nichts Geschäftliches. Schleusen auf.
Ärgerlich? Klar! Nervig? Auch das. Muss das denn sein? Ja!

Nein, es macht keinen Spaß, wenn der Körper sich alles aufspart, um dann mit geballter Kraft dem Kopf zu sagen: „So, jetzt ist Schluss!“ – Aber es ist doch auch sehr faszinierend. Wir haben die Kraft uns selbst zu beeinflussen. Wir können in uns selbst wirklich gute Teamarbeit an den Tag legen: Nicht jeder macht immer alles zu gleichen Teilen, aber am Ende arbeitet man zusammen und jeder darf auch mal im Vordergrund stehen.

Und insofern dürfen wir auch für die „Auszeiten“, die wir uns nicht selbst nehmen, die wir nicht planen und die NIE ins Konzept passen, dankbar sein. An dieser Stelle möchte ich nochmals verdeutlichen, dass ich hier von Erkältungen, kleineren Wehwehchen und Beeinträchtigungen spreche, von denen wir wissen, dass sie uns ganz schön aus dem Konzept werfen, dass sie uns ganz schön fertig machen, dass sie ganz schön belastend sind und wir uns höchstens wie ein verprügelter halber Mensch fühlen, von denen wir aber wissen, sie gehen vorbei und das in absehbarer Zeit.