Donnerstag, 9. Januar 2020

Wissen, Glauben und Beweise


Im Winter werden die Tage kürzer und nach der Wintersonnenwende wieder länger. Wissen wir alle. Haben wir alle schon erlebt. Ist erforscht. Ist bewiesen. Wiederholt sich jedes Jahr.
Wissen und Erleben sind zweierlei paar Stiefel. Wissen und Glauben noch mal ein anderes Paar Schuhe.

Manchmal kann man Zuspruch erleben und zweifelt dennoch. In solchen Momenten ist Glauben notwendig. Atheisten, Nihilisten oder wie sich die Menschen, die von sich behaupten an „gar nichts“ zu glauben, auch immer selbst betiteln mögen, mögen das Beispiel der längeren und kürzeren Tage als Argument für die Abwertung und Negierung von Glauben sehen, denn man muss nicht daran glauben, dass die Tage nach der Wintersonnenwende wieder länger werden, damit es passiert, es passiert einfach.

Gleichzeitig proklamiert man die Notwendigkeit von Selbstvertrauen als Glauben in die eigenen Fähigkeiten und wenn es nur die Fähigkeiten zur Weiterentwicklung sind. Auch Selbstvertrauen ist eine Art von Glauben. Es wird geboren aus dem Nichts, es entwickelt sich, es wird genährt und gestärkt, manchmal strapaziert oder gar zerstört. Auch dann ist es wichtig, sich zunächst auf das zu berufen, was man schon selbst erlebt hat. Jede Person ist schon durch schwere Zeiten gegangen, jeder empfindet dabei schwere Zeiten subjektiv. Eine objektive Aufstellung, was als „schwer“ zu betiteln ist, was eine Herausforderung und Strapaze für den einen oder die andere darstellt, kann man sich sparen.

Zuspruch, Glauben und Vertrauen ohne Argumente und Anhaltspunkte ist ein bisschen substanzlos. Einen Menschen zu trösten ohne Argumente, ohne ihm oder ihr vorzuhalten, was er oder sie schon geschafft hat, ist schwer. Wir halten fest an Erfahrungen, an Wissen. Wir versuchen Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln, was manchmal in einer Art Aberglaube endet.

Glaube funktioniert ohne Beweise, ohne Wissen, ohne Erfahrung, auf die man sich berufen kann und dann wird es schwer. Was wir nicht sehen können, was uns eventuell nur erzählt wird, das lehnen wir gerne ab. Verständlich.
Allerdings manchmal ebenso unsinnig. Ich selbst habe noch nie den Nordpol gesehen. Man erzählt mir, dass es ihn gibt, ich habe Bilder gesehen, er ist auf den Weltkarten eingezeichnet, aber ich selbst habe ihn noch nie gesehen (ebenso wenig wie Amerika, Kanada, Asien etc. etc. etc.). Ist es nun Glauben oder Wissen, wenn ich die Existenz dieser Länder nicht negiere?

Für die Personalentwicklung, die Teamzusammensetzung und auch die Erfolge im Sport, das Erreichen von Zielen etc. ist Glauben notwendig. Je mehr wir diesen Glauben als Trainer argumentativ stützen können, je genauer der Fahrplan ist, den wir offerieren, umso eher sind wir alle gewillt zu glauben, aber ohne Glaube wird es definitiv nicht funktionieren.

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