Donnerstag, 23. Januar 2020

Wertschätzende Kommunikation

So lautet eines der Themen, welches wir in unserem Seminarportfolio haben. Obwohl ich persönlich finde, dass das Wort „Wertschätzung“ im Moment ebenso inflationär und manchmal sogar unüberlegt benutzt wird wie noch vor einigen Jahren das Wort „Authentizität“ oder natürlich auch „Nachhaltigkeit“, so entbehren alle Begriffe und die Füllung dieser mit Leben nicht der Wichtig- und Notwendigkeit. Wertschätzung, Nachhaltigkeit und Authentizität gelten im „Business“ als weiche Erfolgsfaktoren, genauso können wir sie aber auch im Sporttraining als Mosaiksteinchen für den Erfolg betrachten.
Doch was ist Wertschätzung und wo beginnt sie?

Wertschätzung sollte nicht einseitig sein
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (m/w/d), Kunden und Kundinnen (m/w/d) und teilnehmende Personen an Sportkursen erwarten (zu Recht) Wertschätzung von ihren Vorgesetzten und Trainern (m/w/d). Im ersten Fall, weil sich das so gehört, weil man Leistungsträger im Unternehmen ist, weil es die Unternehmensphilosophie ist, oder Ähnliches.
Im zweiten Fall, weil man „Kunde/Kundin“ ist und manchmal auch der Meinung ist, für ein gewisses Maß an Wertschätzung ja auch zu „zahlen“.
Gegen beide Erwartungshaltungen ist rein gar nichts einzuwenden.

Wertschätzung sollte allerdings nie einseitig sein. Doch wie bringt man seinem Chef/ seiner Chefin Wertschätzung entgegen? Darf man das überhaupt, oder wäre das fehl am Platze, eben weil man sich in der Firmenhierarchie als niedriger gestellt empfindet?
Man kann sich doch nicht einfach mal so bei der hierarchisch höher gestellten Person „bedanken“ oder ihr/ihm ein gutes Feedback geben? Vielleicht empfindet man das als Überschreitung der eigenen Kompetenzen? Das muss nicht sein. Auch ein Chef/ Trainer freut sich über Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Auch er/sie benötigt Zuspruch!

Wertschätzung benötigt Zeit
Wertschätzung kann aus vielen kleinen Punkten persönlicher Aufmerksamkeit bestehen, die in der Summe auch nicht zu vernachlässigen sind, oder aber, weil man sich einmal „länger“ Zeit für eine Person nimmt. Wertschätzung lässt sich allerdings nicht im Handumdrehen erledigen. Im Sport können es kleine Rituale sein, die die teilnehmenden Personen immer wissen lassen, dass sie wertvolle Zeitgenossen sind. Im Yoga finde ich es beispielsweise besonders schön, das Ende einer Kurseinheit mit einem Dank an sich, an den eigenen Körper und an alle im Raum anwesenden Personen abzuschließen. Auch die Frage nach dem Befinden der TN zu Beginn der Kurse hat mehr als nur einen haftungstechnischen Hintergrund.

Wertschätzung benötigt Nähe
Wertschätzung kann man nicht mal eben schnell über den Flur brüllen. So nebenbei und im Vorbeigehen. Man muss sich der Person zuwenden, für sie da sein. Das ist in den Sportkursen manchmal leichter als im Business. Wenn ein Trainer/ eine Trainerin sichert, korrigiert, hilft, dann stellt er/sie Nähe her. Wird die Hilfestellung noch souverän und höflich eingeleitet, weil man die trainierende Person darauf vorbereitet, dass sie nun angefasst wird, legt man eine ruhige Stimme an den Tag, so kann das nicht nur ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, sondern auch ein Akt der Wertschätzung sein.

Empfindungen
Klingt alles einfach? Ist es im Alltag oftmals nicht. Mangelnde Wertschätzung ist zum einen Empfindungssache und zum anderen oftmals überhaupt keine böse Absicht, wie die Vorkommnisse in einem der letzten Business-Seminare zeigten. Obwohl die Deadline einer Gruppenarbeit vorher besprochen wurde, passierte Folgendes: Eine der Gruppen befand sich noch im Gespräch. Die Seminarleitung reagierte darauf, dass hier wohl noch etwas Zeit benötigt werden würde und kommunizierte dies. Verständlich. Den TN zugewandt. Präsent. 3 der 5 Personen hörten die Seminarleitung auch, blickten sie an und wendeten sich dann wieder der Gruppe zu.
Nach weiteren 5 Minuten erhob die Seminarleitung wieder die Stimme. Das Procedere wiederholte sich. Als man es dann gemeinsam doch schaffte, sich wieder aufeinander im Ganzen einzulassen, analysierte man, was hier passiert war.
Sicherlich könnte man Verhaltensweisen wie „sich nicht an Zeitpläne halten“, „Ignorieren“, „keine Rückmeldung geben“, „Nebenstellendiskussionen eröffnen“ und „andere von der Kommunikation ausschließen“ – als Elemente mangelnder Wertschätzung betiteln, das war allerdings keine Absicht und hier war bestimmt auch kein Vorsatz zu sehen. Es ist einfach passiert.

Gefühl bleibt wichtig
Wertschätzung liegt also auch immer im Auge des Betrachters. Auch im Sport.
Nicht jede Kritik ist mangelnde Wertschätzung, nicht jedes Lob tatsächliche Wertschätzung.
Hier kommt die oben zitierte Authentizität wieder zum Tragen: Man muss das Gefühl haben, dass es echt ist. Aber wie bitte bemisst man ein Gefühl?
Und so sehen wir, dass wir Gefühle eben niemals ganz ausklammern können – weder beim Sport, noch im Business.

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