So lautet eines der
Themen, welches wir in unserem Seminarportfolio haben. Obwohl ich persönlich
finde, dass das Wort „Wertschätzung“ im Moment ebenso inflationär und manchmal
sogar unüberlegt benutzt wird wie noch vor einigen Jahren das Wort „Authentizität“
oder natürlich auch „Nachhaltigkeit“, so entbehren alle Begriffe und die
Füllung dieser mit Leben nicht der Wichtig- und Notwendigkeit. Wertschätzung,
Nachhaltigkeit und Authentizität gelten im „Business“ als weiche
Erfolgsfaktoren, genauso können wir sie aber auch im Sporttraining als
Mosaiksteinchen für den Erfolg betrachten.
Doch was ist
Wertschätzung und wo beginnt sie?
Wertschätzung sollte
nicht einseitig sein
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (m/w/d), Kunden und
Kundinnen (m/w/d) und teilnehmende Personen an Sportkursen erwarten (zu Recht)
Wertschätzung von ihren Vorgesetzten und Trainern (m/w/d). Im ersten Fall, weil
sich das so gehört, weil man Leistungsträger im Unternehmen ist, weil es die Unternehmensphilosophie
ist, oder Ähnliches.
Im zweiten Fall, weil man „Kunde/Kundin“ ist und manchmal
auch der Meinung ist, für ein gewisses Maß an Wertschätzung ja auch zu „zahlen“.
Gegen beide Erwartungshaltungen ist rein gar nichts einzuwenden.
Wertschätzung sollte allerdings nie einseitig sein. Doch wie
bringt man seinem Chef/ seiner Chefin Wertschätzung entgegen? Darf man das
überhaupt, oder wäre das fehl am Platze, eben weil man sich in der
Firmenhierarchie als niedriger gestellt empfindet?
Man kann sich doch nicht einfach mal so bei der hierarchisch
höher gestellten Person „bedanken“ oder ihr/ihm ein gutes Feedback geben?
Vielleicht empfindet man das als Überschreitung der eigenen Kompetenzen? Das
muss nicht sein. Auch ein Chef/ Trainer freut sich über Wertschätzung und
Aufmerksamkeit. Auch er/sie benötigt Zuspruch!
Wertschätzung
benötigt Zeit
Wertschätzung kann aus vielen kleinen Punkten persönlicher
Aufmerksamkeit bestehen, die in der Summe auch nicht zu vernachlässigen sind,
oder aber, weil man sich einmal „länger“ Zeit für eine Person nimmt. Wertschätzung
lässt sich allerdings nicht im Handumdrehen erledigen. Im Sport können es
kleine Rituale sein, die die teilnehmenden Personen immer wissen lassen, dass
sie wertvolle Zeitgenossen sind. Im Yoga finde ich es beispielsweise besonders
schön, das Ende einer Kurseinheit mit einem Dank an sich, an den eigenen Körper
und an alle im Raum anwesenden Personen abzuschließen. Auch die Frage nach dem
Befinden der TN zu Beginn der Kurse hat mehr als nur einen haftungstechnischen
Hintergrund.
Wertschätzung
benötigt Nähe
Wertschätzung kann man nicht mal eben schnell über den Flur
brüllen. So nebenbei und im Vorbeigehen. Man muss sich der Person zuwenden, für
sie da sein. Das ist in den Sportkursen manchmal leichter als im Business. Wenn
ein Trainer/ eine Trainerin sichert, korrigiert, hilft, dann stellt er/sie Nähe
her. Wird die Hilfestellung noch souverän und höflich eingeleitet, weil man die
trainierende Person darauf vorbereitet, dass sie nun angefasst wird, legt man
eine ruhige Stimme an den Tag, so kann das nicht nur ein Gefühl der Sicherheit
vermitteln, sondern auch ein Akt der Wertschätzung sein.
Empfindungen
Klingt alles einfach? Ist es im Alltag oftmals nicht.
Mangelnde Wertschätzung ist zum einen Empfindungssache und zum anderen oftmals
überhaupt keine böse Absicht, wie die Vorkommnisse in einem der letzten
Business-Seminare zeigten. Obwohl die Deadline einer Gruppenarbeit vorher besprochen
wurde, passierte Folgendes: Eine der Gruppen befand sich noch im Gespräch. Die
Seminarleitung reagierte darauf, dass hier wohl noch etwas Zeit benötigt werden
würde und kommunizierte dies. Verständlich. Den TN zugewandt. Präsent. 3 der 5
Personen hörten die Seminarleitung auch, blickten sie an und wendeten sich dann
wieder der Gruppe zu.
Nach weiteren 5 Minuten erhob die Seminarleitung wieder die
Stimme. Das Procedere wiederholte sich. Als man es dann gemeinsam doch
schaffte, sich wieder aufeinander im Ganzen einzulassen, analysierte man, was
hier passiert war.
Sicherlich könnte man Verhaltensweisen wie „sich nicht an
Zeitpläne halten“, „Ignorieren“, „keine Rückmeldung geben“, „Nebenstellendiskussionen
eröffnen“ und „andere von der Kommunikation ausschließen“ – als Elemente
mangelnder Wertschätzung betiteln, das war allerdings keine Absicht und hier
war bestimmt auch kein Vorsatz zu sehen. Es ist einfach passiert.
Gefühl bleibt wichtig
Wertschätzung liegt also auch immer im Auge des Betrachters.
Auch im Sport.
Nicht jede Kritik ist mangelnde Wertschätzung, nicht jedes
Lob tatsächliche Wertschätzung.
Hier kommt die oben zitierte Authentizität wieder zum
Tragen: Man muss das Gefühl haben, dass es echt ist. Aber wie bitte bemisst man
ein Gefühl?
Und so sehen wir, dass wir Gefühle eben niemals ganz ausklammern
können – weder beim Sport, noch im Business.
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