Die Frage, ob
Stretching überhaupt etwas „bringt“ ,wird nach wie vor diskutiert. Auch stellt
sich die Frage, was man unter Stretching versteht: Ist es das Lockern nach
einer Trainingseinheit oder soll mittels eines gezielten Trainings eine
Zunahme/Erhöhung der Flexibilität erreicht werden? Beide Ziele können mittels „Stretching“
erreicht werden, allerdings wird das Training je nach gewünschtem Ziel sehr
unterschiedlich zu gestalten sein.
Neueste
Forschungsergebnisse legen den Rückschluss nahe, dass ein gezieltes Training
der Beweglichkeit eine gute Vorbeugung gegen verfrühte Alterserscheinungen darstellen
kann und somit in jedem Falle Sinn macht. Doch es gibt auch einige Personen,
die am Tag nach einem Flexi-Workout das Gefühl haben, es würde sich
verschlechtern statt verbessern. Kann das sein?
Stretching als Abschluss
Man kennt das oftmals nicht sehr beliebte Stretching am Ende
eines Work-Outs (nach Step-Aerobic, nach einem Poletraining, als Abschluss eines
funktionalen Trainings etc.). Hier streiten sich, wie oben bereits erwähnt, die
Geister, ob es überhaupt Sinn macht? Persönlich empfinde ich es als sinnvoll,
denn ich merke, wenn es zu kurz gekommen ist oder ich es vergessen habe. Am
nächsten Tag fühle ich mich dann „wie vom Bus überrollt“. Dieses Gefühl kann
ich durch ein paar Stretching-Übungen am Ende minimieren.
Dieses Stunden-Abschluss-Dehnen hat nicht das Ziel der
Zunahme der Flexibilität zum Ziel und kann dies auch nur marginal erreichen. Es
dient der Lockerung, der Entspannung und tut (dem einen mehr, dem anderen
weniger) gut.
Stretching als eigene
Trainingseinheit
Möchte man mittels Stretchings die Beweglichkeit verbessern
und bestimmte Ziele erreichen (Spagat, Brücke, etc.), so sind gesonderte, einzelne,
eigene Trainingseinheiten notwendig, in welchem ausschließlich die Flexibilität
trainiert wird. Grundvoraussetzung ist hier allerdings auch, dass der Körper
gut erwärmt in das eigentliche Training startet, denn nur warme Sehnen und
Bänder sind flexibel. Das darf man gerne mit einem Gummiband vergleichen. Lege
ich es im Winter nach draußen und versuche dann, es in die Länge zu ziehen, reißt
es entweder ganz oder es wird porös. Lege ich es in die Sonne, dann ist es
weich und flexibel.
Entspannung versus
harte Arbeit
Dienen die Dehnungsübungen am Ende eines Work-Outs der
Entspannung und Lockerung, dem ruhigen Kursabschluss, so stellt ein gezieltes
Training der Beweglichkeit harte Arbeit dar. Dieses Workout ist mindestens so
anstrengend wie Krafttraining. Man schnauft manchmal wie eine Dampflok, man
kommt mitunter sogar ganz schön ins Schwitzen und man merkt, dass eine Zunahme
der Beweglichkeit immer auch vom Zusammenspiel von Kraftanstrengung und Dehnen
abhängt.
Am Ende eines solchen Trainings ist man genauso müde und
erschöpft wie nach jedem anderen Training auch.
Je mehr, desto
besser?
Eben nicht. Was sich aus dem letzten Satz des oberen Abschnitts
erschließt ist die Notwendigkeit, dem Körper Regenerationszeit zu bieten.
Mittels eines gezielten Flexi-Workouts reizt man den Körper, man verbraucht
seine Ressourcen, man triezt und triggert ihn. Danach sollte er sich erhohlen
dürfen. So wie in jedem anderen Training auch, findet eine Leistungszunahme
streng genommen nicht IM sondern NACH dem Training statt, wenn der Körper zur
Ruhe kommen darf und sich – bildlich gesprochen – darüber Gedanken machen kann,
was er da gerade durchgemacht hat und wie er das nächste Mal besser damit
klarkommt.
Gönne ich dem Körper diese Ruhe nicht, wird er bockig und
will gar nicht mehr. Dann riskiere ich Verletzungen, Übertraining oder sogar
Rückschritte.
Mit Maß und Ziel
Wer dennoch wirklich jeden Tag stretchen möchte, dem sei ein
sinnvoller Trainingsplan angeraten. Ein Tag Rücken und Schultern, am zweiten
Tag Becken und Hüfte und am dritten Tag die Beine. Dann von mir aus wieder
alles von vorne oder wirklich mal einen Tag Pause machen. Alles andere ist –
meiner eigenen bescheidenen Meinung und meiner eigenen Erfahrung nach – unsinnig.
Kollateralschäden
Eine Zerrung ist übel. Eine Zerrung wirft einen um Wochen
zurück. Sie ist schmerzhaft und wenn es passiert ist, dann wünscht man sich,
die Zeit bitte nur um 10 Sekunden zurückdrehen zu dürfen. Um derartige
Kollateralschäden zu vermeiden, ist es wichtig, umsichtig, konzentriert,
ausgeruht, tief atmend und überlegt an die ganze Sache heranzugehen.
Kann man einen schlimmen Muskelkater im wahrsten Sinne des Wortes verschmerzen, wächst ein abgebrochener Fingernagel ziemlich schnell nach und heilen auch blaue Flecken binnen ein paar Tagen ab, so hat man von einer Zerrung über Monate was.
Kann man einen schlimmen Muskelkater im wahrsten Sinne des Wortes verschmerzen, wächst ein abgebrochener Fingernagel ziemlich schnell nach und heilen auch blaue Flecken binnen ein paar Tagen ab, so hat man von einer Zerrung über Monate was.
Persönliche
Empfehlung
Für die Zunahme der Beweglichkeit ist es wichtig, gesonderte
Trainingseinheiten durchzuführen. Auch hier benötigt der Körper
Regenerationsphasen. Je mehr desto besser ist im Training selten gut und zahlt
sich auch beim Flexi-Workout nicht aus. Wenn der Körper müde ist, muss er sich
ausruhen können. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.