2 Wochen im Ausnahmezustand.
Seit 2 Wochen kein reeller Kurs, seit 2 Wochen kein Face-to-Face Kontakt mit
lieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Hart. Es fehlt der Spaß, der Austausch.
Es fehlt die Routine. Es fehlt der oftmals so despektierlich betrachtete
Alltag.
Seit 2 Wochen laufen
bei uns die Online-Kurse, zunächst, mangels Internet-Anschlusses im Studio, von zu Hause
aus, seit Dienstag im Studio.
Eine Zusammenfassung
Virtuell kann man
nicht trainieren
Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich schon oft darüber
nachgedacht, einige der Kurse, die bei CrazySportsAugsburg laufen, zusätzlich auch online anzubieten. Immer wieder kamen
Fragen von Personen, die aufgrund zu hoher Entfernung (Nordsee – Bayern) nicht
an den laufenden Kursen teilnehmen können.
Das GEHT NICHT. Punkt. Man muss den Teilnehmer sehen können,
man muss als Trainer auch mal Hand anlegen, man muss Hilfestellung geben und
sichern und und und und….
Stimmt. Kein virtueller Kurs kann einen Live-Kurs ersetzen.
Wird er nie können. Ist auch gar nicht das Ziel, kann es auch nicht sein.
Trainerausbildungen
online
Seit knapp 3 Jahren führen wir unsere Trainerausbildungen
auch Online durch. Das funktioniert sehr gut. Man lernt den Teilnehmer kennen,
die Trainerausbildungen ziehen sich über durchschnittlich 5 Monate, man hat
jede Woche Kontakt, die Teilnehmer bekommen ein individuelles schriftliches
Feedback zu jeder Einheit. Die Qualität der Ausbildung steht der Ausbildung,
die im Präsenzunterricht stattfindet, tatsächlich in nichts nach.
Aber KURSE?
Kurse online
Nun, Not macht erfinderisch und wenn man sich ziert, dann
tritt einem das Leben eben manchmal in den Hintern. Manchmal heißt der Tritt
dann „Shut-Down“.
Ich habe geweint, ich habe geflucht, ich habe verhandelt,
ich habe mich dem Schicksal ergeben. 5 Wochen gar nichts machen kommt aber
nicht in die Tüte. Als am Sonntag, den 15. März klar war, dass der Shut-Down
kommen wird, wurde der Telefonanschluss für das Studio beantragt, der in den
letzten 6 Jahren nicht notwendig war. Jetzt eben schon.
Schaltungstermin 31.03.2020. Und was bis dahin? Online-Kurse
von zu Hause aus. Da wurde ein entsprechender Raum gesucht
(Treppenhaus-Galerie), umgestaltet (neue Vorhänge müssen her, die sehen ja übel
aus) und dann ging’s los. Am Samstag, den 21.03. fand die erste Yoga-Stunde statt,
es folgte funktionales Training, Stretching und mehr. Nur Pole und Hoop – das geht
zu Hause nicht. Seit Dienstag laufen alle Kurse im Studio: Yoga, Pilates, BBP,
Stretching, Flexi-Yoga, funktionales Training aber eben nun endlich auch
Poledance und Aerial Hoop.
Trainerempfinden
Für die teilnehmenden Personen ist es wichtig, dass sie den
Trainer in „groß“ sehen und gut verstehen. Das klappt am besten, wenn alle ihre
Kamera und ihr Mikro ausschalten. Der Trainer spricht also in einen leeren
Bildschirm. Die ganze Zeit.
Gruselig. Komisch. Man fühlt sich allein. Gut (augenzwinkernd
gemeint), manchmal bekommt man auch im realen Kurs kein Feedback und muss die
teilnehmenden Personen bitten, eine Antwort zu geben, aber da bleibt wenigstens
noch die sichtbare Präsenz der Personen, ihre Mimik, ihre Gestik, die Körpersprache.
Selbstvertrauen
vorausgesetzt
Als Trainer kommt man da nur durch, wenn man sich der Angst
und der eigenen Unsicherheit stellt und einfach loslegt. Noch ein bisschen mehr
kommentieren, was man tut, noch ein bisschen mehr motivieren, sich vorstellen,
dass die Teilnehmer live vor Ort wären und den eigenen Fähigkeiten vertrauen. Gibt
der Trainer ein Bild der Unsicherheit ab, wie soll sich denn dann ein
Teilnehmer auf der anderen Seite fühlen?
SABTA: Souveränes Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit?
Nicht ganz. Jeder Trainer weiß, was er kann, er hat seine Erfahrungen, er kennt
die Gruppendynamik und er weiß, dass er gut unterrichten kann. Außerdem KÖNNEN
die Teilnehmer ja Feedback geben und man gestaltet den Kurs gemeinsam, findet
Verbesserungspotentiale, tauscht sich aus.
Geht also. Es ist schwer. Es ist anstrengend, es ist
irgendwie so, als ob man nur auf einem Auge sehen könnte und dennoch mit
120km/h auf einem Einrad den Berg herunterfährt, aber da muss ein Trainer
durch.
Wir haben unseren Job geheiratet, da heißt es eben dann auch
hier: In guten wie in schlechten Zeiten!
Teilnehmerverhalten
und Kundenstimmen
Auf der einen Seite gibt es Teilnehmer und Teilnehmerinnen, von
denen man vom ersten Tag des Shut-Downs nichts mehr gehört hat. Keine
Rückmeldung, keine Nachfragen, auch offene Rechnungen werden nicht beglichen,
weil es ja im Moment auch keine Kurse gäbe. Richtig. Hier könnte man nur sinnlose
Diskussionen anfangen (Rechnungsdatum, Zahlungsziel, AGB etc.) oder es bleiben
lassen (habe mich für Letzteres entschieden, weil ich für diese Diskussionen im
Moment keine Kraft habe).
Teilnehmer, die ohne jemals eine Online-Stunde ausprobieren
zu wollen, sofort meckerten. Okay. Ist Geschmackssache. Ja, ich wäre auch
lieber im Studio. Abhaken, zieht einen in der eigenen Ohnmacht und Trauer nur
noch mehr runter. Ist traurig, aber nicht zu ändern.
Aber es gab auch viele liebe Rückmeldungen von Personen, von
denen man es vielleicht gar nicht erwartet hätte: Care-Pakete zur seelischen
Unterstützung. Liebe Mails mit solch dankbaren Worten, dass es einem vor
Rührung die Tränen in die Augen trieb. Personen, die noch nicht mal die
Möglichkeit hatten, eine einzige Live-Stunde mitzumachen, weil sie just erst im
April hätten anfangen wollen, die sofort auf die Online-Kurse umgeswitcht sind.
Wahnsinn. Was da passierte war einfach nur großartig.
Als dann die Online-Kurse starteten war interessant, dass
die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen viel relaxter damit umgehen als man
es am Anfang vermutet hätte. Zahlreiche Teilnehmer waren sofort dabei, neue
kamen hinzu, die aufgrund der Entfernung sonst nie teilgenommen hätten, andere
lobten die neuen Möglichkeiten (ich muss nicht mehr raus, ich kann unter
professioneller Anleitung den Kurs von zu Hause aus machen!), andere bitten
schon jetzt darum, später – wenn dann die Krise vorbei ist – dies als
Zusatzmöglichkeit doch irgendwie aufrecht zu erhalten.
Erkenntnisse
Eine Krise ist auch immer eine Chance. Gut, manche Chancen
möchte man NICHT offeriert bekommen, auf andere wartet man vergeblich. Jetzt
gilt es einfach weiterzumachen. Ich, ein Mensch, der gerne plant und am besten
schon heute weiß, was übermorgen ist, kann das nicht. Dachte ich. Wenn einen
das Leben in den Hintern tritt, dann stolpert man manchmal auch vorwärts. Wo
der Weg endet kann ich nicht sagen, aber ich werde ihn weitergehen!
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