Vorsicht, Nachsicht,
Rücksicht, Umsicht, Aussicht, Fernsicht,
Den (klaren) Blick auf
etwas werfen zu können, scheint wichtig zu sein. Die Informationsfülle und
-flut, der wir heute ausgesetzt sind, trägt allerdings häufig dazu bei, unsere
Sinne zu vernebeln und den klaren Blick zu verschleiern.
Angst, die auf
fruchtbaren Boden fällt und mit Konsum ungefilterter Nachrichten gedüngt wird,
lässt Scheuklappen entstehen, die der uneingeschränkten Sicht hinderlich gegenüberstehen.
Jeder kann mitreden,
jeder bekommt eine Bühne
Soziale Medien bieten jeder Person eine Bühne.
Bloggern(siehe hier), Influencern, intelligenten Personen und weniger
intelligenten Personen. War Papier geduldig, so ist es das Netz noch viel mehr.
Wer lange genug sucht und recherchiert, wird mit Sicherheit etwas finden, was
die eigenen Vermutungen unterstützt. Per se ist das nicht zu verurteilen, so
lange man dabei die Augen aufmacht.
Vernunft ist
langweilig
Das Problem ist, dass klare Sichtweisen oftmals mit Vernunft
gepaart sind und wir alle wissen, dass wir schon unsere Eltern als furchtbar
langweilig und spießig empfanden, wenn sie uns mahnten „vernünftig“ zu sein.
Vernunft steht für die Abwesenheit eines gewissen „Kicks“ oder „Thrills“, der
das Adrenalin fließen lässt und uns antreibt, uns vielleicht sogar lebendig
fühlen lässt.
Auch das ist nicht grundlegend zu verurteilen, so lange man
mit den Geistern, die man heraufbeschwört, umgehen kann.
Der Horrorfilm, den man freiwillig „konsumiert“, sollte
eigentlich nicht dazu führen, dass man sich nicht mehr in den Keller traut.
Rational weiß man ja auch, dass sich im Keller wahrscheinlich kein Monstrum
irgendeiner Couleur befindet, aber die Angst schränkt uns ein.
Mist, so war das nicht gedacht!
Geistige Brandstiftung
Als Trainerin habe ich ungewollt auch schon „geistige
Brandstiftung“ betrieben. Ich habe so lange vor den möglichen Gefahren eines
Tricks oder einer Übung gewarnt, bis die Umsicht in irrationale Angst umschlug.
Ist die Angst erst einmal vorhanden, dann dauert es lange, diese wieder zu
zähmen. Sie hört nicht zu, sie schreit und tobt mit verschlossenen Augen, sie
benimmt sich wie ein trotziges Kind in rasender Wut und besteht darauf, Recht
zu haben. Zeit ist aber etwas, was wir nicht zu haben scheinen. Fortschritte
müssen schnell von statten gehen (ob im Sport oder im Business), Tutorials und
Videos die unser Interesse wecken, sollten bitte nicht länger als 20 Sekunden
andauern. Sich tiefgehend mit einer Thematik auseinanderzusetzen würde
bedeuten, Zeit zu investieren. Konsum von Artikeln und Beiträgen, die das Feuer
im Geist anfachen, geht schneller.
Hier schreibt ein
ängstlicher Mensch
Wer nun glauben würde, dass diese Zeilen von einer
angstfreien und absolut abgeklärten Person verfasst werden, der irrt gewaltig.
„Was wäre wenn…“ – und
dabei immer nur an das Schlimmste denken, so bin ich aufgewachsen. Es ist harte
Arbeit, die Umsicht, den klaren Blick und die Vernunft mit dem schreienden
Trotzkind der Angst verhandeln zu lassen, aber es lohnt sich. Angst sollte auch
nicht besiegt oder unterdrückt werden, denn sie ist eine gute Emotion. Nur
dann, wenn sie uns dazu verleitet, absolut irrational zu werden und in allem
immer nur das Schlimmste zu vermuten, brennt sie alles nieder, was uns das
Leben auch als schön empfinden lässt.
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