Die „stade“ Zeit ist
oftmals geprägt von Hektik, gefühlten und tatsächlichen Verpflichtungen, dem
Wunsch 20 Termine in einen Tag zu packen und alles richtig zu machen, um
schnell besinnlich zu werden, damit sich die richtige „Stimmung“ einstellt.
Klappt selten.
Hinzu kommen die Fragen
anderer Personen, wie viele Plätzchen man schon gebacken hätte, ob man schon
alle Weihnachtsgeschenke besorgt hätte, wie die Planung für die Feiertage
aussehen würde, was man an Silvester vorhätte, welches Menü es am Heilig Abend
geben würde und vieles mehr.
Stille und Ruhe,
Besinnlichkeit und Innehalten kann sich so nur in einer gezwungenen Art
einstellen. Echte Ruhe kommt von innen.
Was hat das mit Sport zu tun?
Man muss mit der Stille auch umgehen können, als teilnehmende
Person, aber auch als Trainer*in. Im Yoga geht man davon aus, dass es zumindest
in der Phase der Endentspannung still werden sollte und nimmt es überrascht zur
Kenntnis, wenn auch die Anfangsmeditation (ein großes Wort für ein paar Minuten
des Ankommens!) gut klappt. Wie kann man als Trainer überhaupt wissen, ob es
funktioniert oder nicht? Stille ist schließlich Stille. Punkt. Wenn keiner was sagt,
dann reicht das doch, oder?
Gesichtslächeln und Herzenslächeln
So wie wir sehr wohl wissen, ob ein uns geschenktes Lächeln
von Herzen kommt, oder ob es ein purer Akt der gelernten Höflichkeit ist, so können
wir auch Herzensstille und Ruhe von aufgezwungenem Schweigen unterscheiden.
Du bist wichtig, da, wo Du gerade bist.
Es klappt nicht immer, dass man sich voll und ganz auf den
Kurs, die Sportstunde einlässt. Irgendwie kann man nicht abschalten, die
To-Do-Liste mault weiterhin vor sich hin, vielleicht ein wenig leiser, weil sie
vor der Tür stehen bleiben musste, aber wie der durchdringende Bass eines
Musikstücks immer noch wahrnehmbar.
Oftmals gewinnt die To-Do-Liste auch und man „schafft es
heute nicht“.
Es funktioniert auch nicht immer, dass man bis zur letzten
Minute des Cool-Downs oder der Entspannungsphase gedanklich noch bei der Sache
ist. Der Geist macht sich schon auf den Weg nach Hause, sehnt sich nach der
Dusche, dem Abendessen, der Couch.
Das ist ganz normal.
Aber manchmal ist einfach nur Frieden
Wirklich intensiv wird es, wenn man jede Minute des Kurses
ganz bei sich und der Sache ist.
Und dann stellt sich eine ruhige Stille an, die sich einfach
anders „anhört“ als eine Stille, die ihren Ursprung in dem Gebot hat, dass man
halt jetzt mal nix sagen darf.
Die ersten Male hat mich das als Trainerin auch irritiert.
Kein stilles Seufzen, keine Korrektur der Positionen, kein Husten, kein
Rumgerutsche auf der Matte/dem Boden. Nur Ruhe. Konzentration, Intensität. So
oft hatte ich darum gebeten, es als Ziel in den Raum gestellt, erklärt, dass es
nicht wichtig ist, das Ziel sofort zu erreichen, kleine Indizien mitgegeben an
denen man messen könne, ob man wirklich zu Ruhe käme und vieles mehr. Die Qualität
des Trainings hängt nicht immer mit der Intensität der Übungen zusammen,
oftmals ist es tatsächlich nur die „Ganzheitlichkeit“, die den Trainingseffekt
verbessert. Der Weg dorthin ist ein Prozess mit Höhen und Tiefen. Wer einmal
die Stille genossen hat, der kann es wieder tun. Und so gelingt es uns in manchen
Jahren besser, die Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen und in anderen Jahren
eben nicht so gut. Das ist nicht schlimm.
Mal so, mal so
Versuchen wir so oft wie möglich, die Momente der echten
Stille wahrzunehmen, es sind die Momente der Ruhe, der echten Besinnlichkeit.
Wir nehmen mit allen Sinnen wahr, genießen, sind hier und jetzt. Das geht im
Sport, das geht auch in der Weihnachtszeit. Und wenn es nicht geht, dann können
wir es auch nicht erzwingen, dann bleibt die Stille eben laut und die stade
Zeit hektisch.
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