Zu Beginn eines neuen
Jahres sind erfahrungsgemäß die ersten Kurseinheiten immer voll. Motivation,
gute Vorsätze, Plätzchen, Stollen und Weihnachtsessen, welche sich gefühlt oder
tatsächlich auf den Hüften breit gemacht haben – man merkt einfach: Ein neues
Jahr mit den entsprechenden Vorsätzen hat begonnen. Im Sportbereich ist das meist
sehr gut zu beobachten.
Wir sind gespannt, ob
dies auch 2020 der Fall sein wird.
Ende Januar ist Schluss
Leider zeigt die Erfahrung auch, dass sich diese Jahresanfangsmotivation
nicht lange hält. Für wen auch im vergangenen Jahr Sport und körperliche Betätigung
zum natürlichen Alltag gehörte, der bleibt, bei vielen ist Ende Januar dann
schon wieder Schluss.
Dieses Verhalten findet sich nicht nur im Bereich der
körperlichen Betätigungen. Viele gute Vorsätze schaffen es nicht bis in den Februar.
Meist liegt es daran, dass man sich schlicht zu viel
vornimmt: Alles wird anders, mindestens 3x pro Woche Sport, schlechte
Gewohnheiten sollten abgestellt werden.
Auch wenn sich die Zahl des Jahres ändert, so bleibt es
schwer, alles auf einmal ändern zu wollen. Besser wäre es, sich kleine Ziele zu
setzen, da die Wahrscheinlichkeit höher ist, diese auch erreichen zu können.
Zu viel gewollt
Wer sich vornimmt ab sofort mindestens 3x pro Woche Sport
treiben zu wollen, der wird von sich selbst binnen kürzester Zeit enttäuscht
sein. Da kommt die Erkältung dazwischen, Überstunden in der Arbeit, eine
Geburtstagseinladung oder Ähnliches.
Das Leben geht meist ähnlich wie im Vorjahr weiter. Einen
zusätzlichen Baustein in den Alltag einzubauen gelingt nur, wenn dieser „klein“
genug ist.
Sich „nie“ wieder aufzuregen, von nun an „komplett“ auf Süßigkeiten
zu verzichten oder von nun an „immer“ die eigene Meinung zu sagen sind
Vorsätze, die Absolutbotschaften enthalten.
Schafft man es 2 oder 3 Wochen hintereinander nicht, das
selbst gesetzte Ziel zu erreichen, ändert man selten das Ziel, man streicht es
lieber. Ist auch einfacher für den Kopf, denn dann muss er sich damit gar nicht
mehr auseinandersetzen.
Auch mit kleinen Schritten kommt man voran
1x pro Woche Sport. Einmal pro Woche 1 Stunde. Das scheint
nicht viel, ist aber machbar.
Und wenn man sich beispielsweise vorgenommen hat, am Montag einen
Kurs zu besuchen und es aufgrund oben genannter Bedingungen nicht schafft, so
hat man noch 3 weitere Ausweichmöglichkeiten. Dann geht man eben am Mittwoch
oder am Donnerstag oder am Freitag. Ist egal. Aber am Ende der Woche darf man
dann mit Recht stolz auf sich sein, weil man es eben geschafft hat.
Ähnlich sieht es mit den „Verhaltenszielen“ aus, die nicht
unbedingt etwas mit dem Sport zu tun haben. Anstatt sich vorzunehmen, ab 01.
Januar als Fleischliebhaber nun Veganer werden zu wollen, kann man auch zunächst
einmal die Fleischqualität verbessern, dafür die Häufigkeit des Konsums
verringern. Anstatt sich vorzunehmen, sich „nie“ wieder aufzuregen, kann man
sich „Deadlines“ setzen. Wenn man merkt, dass man sich über etwas ärgert, dann
darf man es zulassen, aber man kann auch versuchen, ein Ende zu setzen. Eine
Stunde darf man nach Herzenzlust schimpfen und lamentieren und sich ärgern,
aber dann ist Schluss.
Auch im vergangenen Jahr war man ein guter Mensch
Zu vieles auf einmal verändern zu wollen bedeutet im
Umkehrschluss ja auch, dass zu vieles in der Vergangenheit schlecht war. Das
stimmt so nicht. Es ist anerkennenswert, sich entwickeln zu wollen, sich
verbessern zu wollen, jeden neuen Tag mit dem Ziel zu beginnen, eine bessere
Version des eigenen Ichs an den Tag zu legen. Renovieren statt abreißen. So
gehen wir doch auch mit den Zimmern in unseren Wohnungen und Häusern vor.
Niemand würde sich vornehmen, von heute auf morgen jedes Zimmer auf einmal
komplett neu zu gestalten. Hier ist uns klar, dass dies mit zu viel Arbeit und
Energieeinsatz verbunden wäre und dass wir uns damit die eigenen Rückzugsorte,
das Gewohnte, das Vertraute kaputt machen würden. Neben der Zeit fehlen häufig
auch die finanziellen Mittel und so geht man auch die Renovierungsarbeiten Stück
für Stück an. Vielleicht indem man einfach erst einmal aufräumt, statt alles
auf den Sperrmüll zu werfen?
Eigendynamik des Erfolgs
Wenn wir uns Ziele setzen, die wir erreichen können, so
stärken wir unser Selbstvertrauen und schaffen uns Erfolgserlebnisse. Erfolg
genießt dabei eine gewisse Eigendynamik. Er tut dem Kopf gut und verursacht
Gefühle der Zufriedenheit und des Glücks. Das möchten wir gerne so oft wie
möglich erleben. Gefühle der Unzulänglichkeit, des Versagens und einer
defizitären Verhaltensweise wollen wir lieber vermeiden. Wir haben es selbst in
der Hand, welche Ziele realistisch sind.