Donnerstag, 3. Oktober 2019

Zeigt her Eure Füße…


zeigt her Eure Schuh.“ So heißt es in einem bekannten (oder mittlerweile weniger bekannten) Kinderlied. Zuerst die Füße, dann die Schuhe.

Vernachlässigung


Obwohl unsere Füße eine im wahrsten Sinne des Wortes „tragende Rolle“ spielen, vernachlässigen wir diese gern. Es gibt nicht wenige Menschen, die ihre eigenen Füße nicht mögen, ja nicht einmal anfassen wollen. Sie finden diese nicht schön oder sogar eklig.

Wohl sind uns die positiven Auswirkungen einer Fußreflexzonenmassage bekannt, man gönnt sich vielleicht sogar eine professionelle Pediküre oder lässt Fische an den eigenen Füßen herumknabbern, aber so richtig respektieren kann man die Fundamente der Säulen unserer aufrechten (und aufrichtigen ?) Haltung nicht.

Kapitalverbrecher


Es muss reichen, wenn man alle 3 Monate die Fische ranlässt, oder sogar einmal pro Monat zur Pediküre geht. Für den Rest der Zeit sperren wir unsere Füße wie Delinquenten eines Kapitalverbrechens ein. Freigang bekommen die Füße vielleicht mal im Urlaub, am Strand, im Sand.

Wir stehen auf und ziehen Hausschuhe an. Wir machen Sport und tragen Joggingschuhe. Wir gehen zur Arbeit und tragen Businessschuhe und manche Menschen tragen sogar im Bett Socken. Luft, Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten bekommen unsere Füße so gut wie nie.

„Nee, das ist ja eklig. Ich mag meine Füße nicht, die sind ungepflegt. Da bekomme ich immer ganz schnell kalte Füße. Etc. etc. etc.“
Wir kümmern uns um unser Gesicht. Wir wissen, dass gepflegte Hände wie eine Visitenkarte angesehen werden. Wir ärgern uns über einen Pickel auf der Stirn oder Pigmentflecken auf dem Dekolleté. Denjenigen, die uns durchs Leben tragen, zollen wir weder Aufmerksamkeit noch Respekt, beschämt verstecken wir sie fast unser Leben lang.

Wissenschaftlich erwiesen


Dabei hat Barfußlaufen so viele Vorteile: Erst wenn wir unsere Füße von den Schuhen befreien, kann und muss die Muskulatur dieser und auch der Waden richtig arbeiten. Wir trainieren. Barfuß läuft man anders und federt dadurch Aufprallkräfte ab, die sich schädlich auf die Wirbelsäule auswirken können. Prof. Dr. Astrid Zech (Sportwissenschaftlerin der Uni Jena) führt an, dass es zunehmend Hinweise gäbe, dass das Barfußlaufen die Laufökonomie verbessern würde. Sie sagt auch, dass man an den Füßen von Barfußläufern sehen würde, dass die Füße breiter und das Fußgewölbe höher seien.

Auch ich musste als Kind Einlagen tragen (und habe diese gehasst). Plattfüße, so die Diagnose. Habe ich heute nicht mehr. Alles, was bei uns im Studio passiert, passiert barfuß. Egal ob im Yoga oder Pilates, bei Pole oder Hoop, im Stretching oder Personal Training. Wir sind ein Barfuß-Studio. Zu Beginn einer Teilnehmer*innen-Trainer*innen-Beziehung führt dies häufig zu Irritationen, aber schon nach kurzer Zeit merken unsere teilnehmenden Personen die positiven Auswirkungen: Rückenschmerzen nehmen, ebenso wie Hallux-Beschwerden ab. Die Füße sind nicht mehr so oft kalt.

Heute ist wissenschaftlich erwiesen, dass bereits Kinder vom Barfuß-Laufen profitieren, weil es ihre motorische Entwicklung fördert (Prof. Dr. Astrid Zech, Sportwissenschaftlerin der Uni Jena). 

Sturzprophylaxe und einfaches Workout


Im medizinischen Fitnesstraining wird beispielsweise auch für Osteoporose-Patienten die Balancefähigkeit trainiert (um Stürze vermeiden zu können). Und was ist elementar für die Balancefähigkeit? Füße, die sich entfalten können dürfen.

Weniger Rückenschmerzen, eine gesündere Fußmuskulatur, die eigene Aktivierung der Fußreflexzonen, seltener kalte Füße und vielleicht sogar ein verbessertes Verhältnis zu den eigenen Füßen, die jeden Tag so viel für uns tun, nur, weil wir ihnen erlauben, sich frei zu entfalten? Ja, manchmal kann es tatsächlich einfach sein.

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