…zeigt
her Eure Schuh.“ So heißt es in einem bekannten (oder mittlerweile weniger
bekannten) Kinderlied. Zuerst die Füße, dann die Schuhe.
Vernachlässigung
Obwohl unsere Füße eine im wahrsten Sinne des Wortes
„tragende Rolle“ spielen, vernachlässigen wir diese gern. Es gibt nicht wenige
Menschen, die ihre eigenen Füße nicht mögen, ja nicht einmal anfassen wollen.
Sie finden diese nicht schön oder sogar eklig.
Wohl sind uns die positiven Auswirkungen einer
Fußreflexzonenmassage bekannt, man gönnt sich vielleicht sogar eine
professionelle Pediküre oder lässt Fische an den eigenen Füßen herumknabbern,
aber so richtig respektieren kann man die Fundamente der Säulen unserer
aufrechten (und aufrichtigen ?) Haltung nicht.
Kapitalverbrecher
Es muss reichen, wenn man alle 3 Monate die Fische ranlässt,
oder sogar einmal pro Monat zur Pediküre geht. Für den Rest der Zeit sperren
wir unsere Füße wie Delinquenten eines Kapitalverbrechens ein. Freigang
bekommen die Füße vielleicht mal im Urlaub, am Strand, im Sand.
Wir stehen auf und ziehen Hausschuhe an. Wir machen Sport
und tragen Joggingschuhe. Wir gehen zur Arbeit und tragen Businessschuhe und
manche Menschen tragen sogar im Bett Socken. Luft, Freiheit und
Entfaltungsmöglichkeiten bekommen unsere Füße so gut wie nie.
„Nee, das ist ja eklig. Ich mag meine Füße nicht, die sind
ungepflegt. Da bekomme ich immer ganz schnell kalte Füße. Etc. etc. etc.“
Wir kümmern uns um unser Gesicht. Wir wissen, dass gepflegte
Hände wie eine Visitenkarte angesehen werden. Wir ärgern uns über einen Pickel
auf der Stirn oder Pigmentflecken auf dem Dekolleté. Denjenigen, die uns durchs
Leben tragen, zollen wir weder Aufmerksamkeit noch Respekt, beschämt verstecken
wir sie fast unser Leben lang.
Wissenschaftlich erwiesen
Dabei hat Barfußlaufen so viele Vorteile: Erst wenn wir
unsere Füße von den Schuhen befreien, kann und muss die Muskulatur dieser und
auch der Waden richtig arbeiten. Wir trainieren. Barfuß läuft man anders und
federt dadurch Aufprallkräfte ab, die sich schädlich auf die Wirbelsäule
auswirken können. Prof. Dr. Astrid Zech (Sportwissenschaftlerin der Uni Jena)
führt an, dass es zunehmend Hinweise gäbe, dass das Barfußlaufen die
Laufökonomie verbessern würde. Sie sagt auch, dass man an den Füßen von
Barfußläufern sehen würde, dass die Füße breiter und das Fußgewölbe höher
seien.
Auch ich musste als Kind Einlagen tragen (und habe diese
gehasst). Plattfüße, so die Diagnose. Habe ich heute nicht mehr. Alles, was bei
uns im Studio passiert, passiert barfuß. Egal ob im Yoga oder Pilates, bei Pole
oder Hoop, im Stretching oder Personal Training. Wir sind ein Barfuß-Studio. Zu
Beginn einer Teilnehmer*innen-Trainer*innen-Beziehung führt dies häufig zu
Irritationen, aber schon nach kurzer Zeit merken unsere teilnehmenden Personen
die positiven Auswirkungen: Rückenschmerzen nehmen, ebenso wie
Hallux-Beschwerden ab. Die Füße sind nicht mehr so oft kalt.
Heute ist wissenschaftlich erwiesen, dass bereits Kinder vom
Barfuß-Laufen profitieren, weil es ihre motorische Entwicklung fördert (Prof.
Dr. Astrid Zech, Sportwissenschaftlerin der Uni Jena).
Sturzprophylaxe und einfaches Workout
Im medizinischen Fitnesstraining wird beispielsweise auch
für Osteoporose-Patienten die Balancefähigkeit trainiert (um Stürze vermeiden
zu können). Und was ist elementar für die Balancefähigkeit? Füße, die sich
entfalten können dürfen.
Weniger Rückenschmerzen, eine gesündere Fußmuskulatur, die
eigene Aktivierung der Fußreflexzonen, seltener kalte Füße und vielleicht sogar
ein verbessertes Verhältnis zu den eigenen Füßen, die jeden Tag so viel für uns
tun, nur, weil wir ihnen erlauben, sich frei zu entfalten? Ja, manchmal kann es
tatsächlich einfach sein.
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