Donnerstag, 12. August 2021

Der Tod als selbst gewählter Weg

Wenn ein Mensch geht, hinterlässt er Leere, Schmerz, Trauer, Sehnsucht. Immer.
Wenn ein Mensch beschließt zu gehen, dann kommen Unverständnis und vielleicht sogar manchmal Wut dazu.
Vor Jahren begleitete ich meine Tochter zu einem Trauergottesdienst für ihren Klassenkameraden, der den Freitod gewählt hat. Der Pfarrer sagte damals, man könne es nicht verstehen, es wäre wohl so, dass die Angst vor dem Leben einfach größer gewesen sei als die Angst vor dem Sterben.

Seit März 2020 haben 5 Trainerkollegen*innen mehr Angst vor dem Leben, mehr Angst vor der Zukunft gehabt als vor dem Tod.

Jedes Schicksal unendlich traurig.

 

Keine Erklärungsversuche

Die Fragen nach Namen, sowie die Frage nach familiären Hintergründen werde ich nicht aufgreifen. Teilweise kannte ich die Menschen persönlich, teilweise stand ich mit den Personen schon auf einer Bühne, teilweise haben sie mich über sozialen Medien inspiriert und ich bin ihnen gefolgt. Jede Nachricht schockt erneut. Und die Frage nach den Gründen taucht unweigerlich auf. Diese kann wahrscheinlich niemand beantworten.

 

Kleine Community

Die Szene und Community rund um die Sportart Pole Dance wächst, dennoch ist sie im Vergleich zu anderen Breitensportarten klein. 5 Personen in 1,5 Jahren, die für sich den Freitod gewählt haben. Sie bleiben unvergessen. Wir hätten sie alle gerne länger um uns gehabt.

5 junge Menschen. Kraftvoll, voller Stärke, Humor, mit einer unvergleichlichen Leidenschaft. 5 Personen, die alles gaben – am Ende sich selbst.

 

Wenn die Leidenschaft getötet wird

Wenn die Seele stirbt, folgt der Körper. Wenn der Körper nur noch eine leere Hülle ist, dann will man ihn loswerden, denn er scheint nur noch Ballast zu sein, der die getötete Seele nicht hergibt und sie immer tiefer in die Sümpfe der Traurigkeit zieht.

 

Allein und einsam

Bei einigen dieser Menschen konnte man es erahnen. Die Belastungen der Zeit wurden öffentlich benannt, die Trauer, der Verlust dessen, was einen ausmacht, wurden mehrfach beschrieben.

 

Nicht instrumentalisieren

Ja, ich würde gerne darüber schreiben, dass es für viele nicht einfach nur ein „stay at home“ war, sondern viel viel tiefer ging. Ich möchte aber diesen Beitrag nicht instrumentalisieren.

Ich möchte nicht von Kollateralschäden sprechen, weil ich es als pietätlos empfinde.

Ich bin nur erschrocken über die Menge an Personen und habe Angst.

 

Danke

Solange wir uns an die Menschen erinnern, werden sie nicht wirklich tot sein. Sie sind fern. Sie haben für sich einen anderen Weg gewählt, ein anderes Land, einen Weg, um frei zu sein.

Danke für all das, was ihr uns gegeben habt. Danke für eure Leidenschaft. Danke für die Inspirationen. Danke für eure Liebe zum Sport und zu euren Teilnehmern und Teilnehmerinnen. 

 

Getanzte Hommage https://youtu.be/W3JlbR9WX_s

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen