Donnerstag, 20. Februar 2020

Trainer oder Dienstleister?


Beides! Die Frage, die sich stellt ist, ob man trainierender Dienstleister oder dienstleistender Trainer ist?
Ein Trainer leitet an, gestaltet, hilft, übt, erklärt und ist für seine Teilnehmer/Teilnehmerinnen da, ganz gleich ob es ich hierbei um ein Business-Training im Bereich der sozialen Fähigkeiten/der Personalentwicklung handelt, oder um sportliches Training.
Insofern hat ein Trainer Kunden/Kundinnen und ist immer auch Dienstleister. Die gesunde Mischung aus Trainer und Dienstleister zu finden ist somit nicht immer einfach, aber ein Muss.

Der trainierende Dienstleister

Bei dieser Form liegt das Hauptaugenmerk auf der Dienstleistung, die fast schon zu einer devoten Haltung gegenüber Auftraggeber und Kunden/Kundinnen führen kann. Alles wird auf den Wunsch des Auftraggebers/Kunden ausgerichtet, ganz gleich ob es letztlich zielführend ist oder nicht. Hauptsache der Kunde ist zufrieden. Das scheint auf den ersten Blick nicht falsch zu sein, denn wenn der Kunde zufrieden ist, so bleibt er und dann kann auch der Trainer zufrieden sein. Solange die Wünsche des Auftraggebers/Kunden mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmen, herrscht eitel Sonnenschein.
Schwierig und herausfordernd wird es dann, wenn offenkundige oder latente Erwartungen vorherrschen, die die Sinnhaftigkeit des Trainings oder das Selbstverständnis des Trainerberufs ad absurdum führen. Personalentwicklungsabteilungen, die der Meinung sind, jahrelange Missstände können mittels eines Ein-Tages-Seminars durch den Trainer behoben werden, genaue Vorschriften für Seminare, wie viele Inhalte, Übungen, Themen mit wie vielen Personen in einen Tag gepackt werden sollen, ganz gleich ob die Zeit und die Teilnehmerzahl das zulässt. Personen, die nach 2 Wochen Training einen Adonis-Körper erwarten. Personen, die im sportlichen Training stets fremdmotiviert werden möchten und ihrerseits nicht bereit sind, sich selbst in den „Allerwertesten“ zu treten.
Es gibt Erwartungen, die kann auch der beste Trainer nicht erfüllen. Man beginnt sich zu verbiegen, bis man bricht. Man verliert Glaubwürdigkeit und Authentizität. Man beschwört einen intrapersonellen Konflikt herauf.


Der dienstleistende Trainer

Ein Trainer, der kundenorientiert arbeitet, ist offen für das, was sich die Teilnehmer und der Auftraggeber wünschen. Er hat so viel Kompetenz und kann so flexibel reagieren, dass er exakt auf das eingehen kann, was gewünscht wird. Das setzt zum einen ein breites Portfolio an Wissen, Kompetenz und Erfahrung voraus, zum anderen aber auch die Kenntnis um die eigenen Grenzen.
Ein dienstleistender Trainer verliert seine Glaubwürdigkeit nicht und handelt immer authentisch. Er lebt im Idealfall vor, was er von seinen Teilnehmern verlangt. „Practice what you preach!“
Ein dienstleistender Trainer verlässt die eigene Komfortzone, geht an den Rand des Machbaren, aber eben nie darüber hinaus.
Er behält die Teilnehmergruppe im Blick, kann seine Seminar-/Trainingsführung anpassen, ohne sich mit auswendig gelernten Inhalten auf eine Gruppe von Menschen vorbereiten zu wollen, die eigene Wünsche mitbringen und die der Trainer/Seminarleiter vor Beginn des Trainings gar nicht kennt.
Das kann unter Umständen durchaus dazu führen, dass einige Auftraggeber/ Kunden unzufrieden sind, weil sie den Trainer nicht für ihre Zwecke versklaven konnten, weil im sportlichen Training keine sinnlose Verantwortungsverschiebung stattfinden kann, langfristig ist es – das Wissen und die Kompetenz des Trainers vorausgesetzt – sicherlich der bessere Weg für alle Beteiligten.

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