Betrachtet man Fotos aus Yoga- und
Pilates-Kursen so stellt man sich häufig die Frage, wo denn überhaupt der
Unterschied bestehen würde, denn dieser ist rein fototechnisch oft nicht oder
nur marginal erkennbar?
Die Übungen ähneln sich, die Posen wirken
identisch. Sowohl im Yoga, wie auch in Pilatesstunden soll der Körper mit dem
Geist gesteuert werden (ist das nicht eigentlich im Alltag auch so?). Gut.
Entspannung. Atmung. Muskelkräftigung und Rumpfstabilität
– auch dafür stehen beide Sportarten.
Ausführung
Oftmals kann man lesen, dass Yoga eher der
Entspannung dienen solle und Pilates ein Workout wäre. Meiner bescheidenen
Meinung nach ist dies falsch. Wer meint, Yoga würde kein Krafttraining sein,
der hat es wohl noch nicht praktiziert. Die Entspannung im Yoga (trotz
körperlicher Anstrengung) ist das hohe Ziel, welches man wieder fast ein wenig spirituell
betrachten kann (aber nicht muss!).
Sowohl Yoga wie auch Pilates trainieren die
Rumpfstabilität, die Körperwahrnehmung, das Zusammenspiel von Atmung und
Körperarbeit und verbessern somit die Leistungsfähigkeit wie auch die Körperhaltung
und tragen zu einem gesteigerten Wohlbefinden bei.
Herkunft Pilates
Joseph Hubertus Pilates lebte von 1883-1967. Seine
Lebensgeschichte ist mehr als interessant, sein Konzept zum ganzheitlichen
Körpertraining entwickelte er während er zur Zeit des 1. Weltkriegs in Großbritannien
interniert war. Er suchte eine Möglichkeit, sich fit zu halten, auch unter den
widrigsten Umständen. Seine Mithäftlinge trainierten mit ihm. 1926 wanderte
Pilates in die USA aus und eröffnete in einem Gebäude, in welchem sich auch
eine Ballettschule befand, sein Studio. So bemerkten auch Tänzer und
Tänzerinnen, dass diese Methode des Trainings positive Auswirkungen hat.
(Nebenbei bemerkt, kann man sich so auch erklären, warum man beim Pilates die
Wahl hat, alles mit gestreckten oder angezogenen Zehen zu machen, während man
beim Yoga eher mit einem geflexten Fuß arbeitet).
Herkunft Yoga
Yoga kommt bekanntlich aus Indien und
beschreibt im Grunde viel mehr als nur spezielle Körperübungen. Man sagt, die
Übungen (Asanas) wurden entwickelt, um für die Anforderungen einer langen
Meditation besser gewappnet zu sein, seien also im Grunde nur ein Nebenprodukt
des eigentlichen Ziels. Yoga ganzheitlich und manchmal (für westliche Begriffe)
auch zu übertrieben ausgeübt, umfasst die Lebenseinstellung im Allgemeinen und
stellt eine spirituelle Lehre dar.
Atemtechnik
Ein wesentlicher Unterschied ist beispielsweise
bereits in den anzuwendenden Atemtechniken zu sehen, die für beide Kursarten
eine wesentliche Rolle spielen. Im Yoga atmet man durch die Nase ein und durch
die Nase aus, beim Pilates versucht man durch die Nase ein und durch den Mund
wieder auszuatmen, wobei vor allem bei der Ausatmung der Anspannung der
Bauchmuskulatur eine gesonderte Rolle zugeschrieben wird.
Zentraler Begriff der Pilates-Atmung ist das „Powerhouse“
– die Körpermitte: Man versucht bei der Einatmung Brustkorb, Flanken und Bauch
zu aktivieren und die Ausatmung mit einer zusätzlichen Anspannung des Bauches
zu verstärken. Im Yoga gibt die Atmung mehr den Rhythmus anzustrebender Meditationsruhe
an.
Die Matten
Ein Unterschied kann unter Umständen die Matte
darstellen, auf welcher man die Übungen ausübt. Während man im Pilates eher mit
dickeren Gymnastikmatten arbeitet, die weicher sind und mehr nachgeben, begnügt
man sich im Yoga mit sehr dünnen Matten, die die Härte des Bodens kaum dämpfen.
Auch hier gehen wir pragmatische Wege, denn bei uns wird auch Pilates auf den
dünnen Yoga-Matten ausgeübt. Optional bieten wir Schaumstoffpads an, falls man
am Anfang ein wenig Probleme hat, mit den Knien auf dem Boden zu sein.
Die Wiederholungszahl
Der – meiner Meinung nach – größte Unterschied
der beiden Sportarten ist in der Bewegungsabfolge zu sehen. Während Yoga darauf
hintrainiert, Positionen trotz Gemecker des Körpers („das tut weh“ – „das geht
nicht“ – „aua“…) zu
halten und trotz des schreienden Kleinkinds Psyche Ruhe zu bewahren und tiefer
zu gehen, arbeitet Pilates eher mit Wiederholungszahlen. Eine Übung wird 8-10
mal je Seite ausgeführt. Der erste Teil der Übung wird mit der Einatmung
absolviert, der zweite Teil der Übung mit der Ausatmung. Der Atemrhythmus gibt
An- und Entspannung, Bewegung und Gegenbewegung vor.
Im Yoga verharrt man ziemlich häufig in der jeweiligen Position und hält diese für mehrere Atemzüge.
Im Yoga verharrt man ziemlich häufig in der jeweiligen Position und hält diese für mehrere Atemzüge.
Fazit
Die Erfahrung hat uns bisher gezeigt, dass sehr
wenige Personen beide Sportarten mögen. Die Ruhe und Meditation, die geistige
Entspannung und das Verharren in den Positionen ist für viele Menschen im Yoga
genau das, was sie brauchen. Pilatesliebhaber hingegen ist genau dies ein Graus.
Statt innerlich ruhiger zu werden, ist das Aushalten und Verweilen in einer
Position ihnen so zuwider, dass während einer Yoga-Stunde auch die Stimmung bis
hin zur latenten Aggressivität zu kippen droht.
Eine Sportart sollte immer freiwillig und im
Idealfall mit Liebe und Hingabe ausgeübt werden. Insofern ist das für Euch besser,
womit Ihr euch eher identifizieren könnt, ob Yoga oder Pilates ist dabei
zweitrangig, denn zur Steigerung des eigenen Wohlbefindens eignen sich beide
Sportarten.
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