Dienstag, 30. Mai 2017

Events – Ereignisse und wie sie uns beeinflussen....


Dieser Beitrag gehört in die Kategorie: „Entspricht nicht den Wünschen der anderen Seite, ist aber schon geschrieben.“ – also landet der Artikel jetzt im Blog.


Events:

Heutzutage ist ja schon ein Kindergeburtstag ein Event. Irgendwie scheint überall die Aufforderung inne zu liegen „Man amüsiere mich und zerstreue mich.“ Und wenn man da mithalten möchte, dann muss man ganz schön was bieten, sei es wenn man als Show-Act für ein Event angefragt wird, oder aber auch wenn man selbst ein Event organisieren will.


Es kommt nicht darauf an, was Dir passiert – es kommt darauf an, was Du daraus machst
Event ist neudeutsch (also Englisch) und bedeutet eigentlich nur Ereignis. Ein Ereignis ist für uns schon jedes Training, jeder Workshop, jedes Tanzen mit oder ohne Choreographie. Wir hängen dem Sport an und nach, weil er uns begeistert, weil er das Highlight der Woche oder des Tages darstellt, weil er ein Ereignis darstellt. Manche Ereignisse verlaufen genauso, wie wir sie uns vorgestellt haben (tolle Trainingseinheiten mit guten Grip und einer Liste von Figuren, die alle geklappt haben), manche Ereignisse laufen überhaupt nicht so, wie wir uns das erträumt haben. Der „return of investment“ lässt dann sehr zu wünschen übrig. Im Training kennen wir das. Figuren, die schon mal geklappt haben und genau heute überhaupt nicht gehen wollen. Kraftlosigkeit, kein Grip. Oder wir gehen zu einem Workshop und sind hinterher enttäuscht, weil wir nicht das bekommen haben, was wir uns vorgestellt haben.
Die Vorstellungen leiten uns, auch wenn wir sie uns nur selten bewusst machen. Die Wünsche und Hoffnungen – ob realistisch oder unrealistisch - malen in unserem Vorbewusstsein ein Bild dessen, was wir von einem Event erwarten. Werden die Erwartungen nicht erfüllt, sind wir enttäuscht. Und nicht immer gehen wir den nächsten Schritt uns zu fragen, ob es am Event oder an unseren Vorstellungen gelegen hat.
Sehr häufig ist es eine Mixtur von beiden Punkten, manchmal aber auch schlicht Verantwortungsverschiebung. Wie die Person, die in ein Restaurant mit dem Namen „Schlachthof“ geht und sich über die mangelnde Auswahl veganer Speisen beschwert.

Aber wir können unsere Enttäuschungen betrachten, wir können wachsen, wir können Ehrgeiz entwickeln. Wenn wir beispielsweise nach einem Trainings-Event nicht nur sauer sind, weil nichts geklappt hat, sondern analysieren, woran es gelegen haben kann. Wenn man sich einbildet, nach 5 Stunden kraftraubendem Training am Vortag am nächsten Tag das Iron-X besonders schön und lange halten zu können, dann liegt das weder am Trainer, noch am Studio, noch am Wetter wenn es nicht klappt.

Und so ist das auch mit Events. Wenn man selbst nicht bereit ist, abzuschalten und sich dem Event hinzugeben, dann kann sich ein Veranstalter mit dem besten Showprogramm noch so ins Zeug legen, wir werden es nicht genießen können. Auf der anderen Seite sind wir, wenn wir als Showact gebucht werden, auch nicht dafür verantwortlich, die Stimmung eines ganzen Events „rumzureißen“.

Nettes Beiwerk
Als Poletänzer kennt man die Anfragen, ein Event als nettes Beiwerk zu schmücken. Der Veranstalter möchte die Gäste begeistern, ihnen eine Show bieten, die den Atem stocken lässt. Meist möchte der Veranstalter eine Auflockerung des Abendprogramms, eine faszinierende Show, die den Gästen Gänsehaut bereiten soll, ein nettes Beiwerk zum eigentlichen Hauptevent. Man dürfe auch gerne Flyer auslegen, man würde ja so auf sich aufmerksam machen können. Die Show müsse auch nicht allzu lang sein, 30 Minuten würden vollkommen ausreichen...
Nicht selten reduzieren wir zunächst die Zeit und sagen dann „ja“, weil wir es lieben zu tanzen, weil in denen, die sich auf eine Bühne stellen immer eine kleine Rampensau versteckt ist, weil wir (teilweise vielleicht sogar missionarisch) darstellen möchten, was Pole Dance (wirklich) ist, weil wir damit eine neue Zielgruppe erreichen, weil wir andere Gründe finden.

Prinzipiell ist es toll, dass wir uns alle so oft so schnell breitschlagen lassen, das Event einer anderen Person (für lau) zu pimpen. Würden wir nicht lieben, was wir tun, dann hätten wir für derartige Anfragen nur ein müdes Lächeln übrig.

Was uns also dazu treibt, bei Events als Showact dabei sein zu wollen, ist die Leidenschaft, mit der wir unseren Sport betreiben (gemixt mit einer guten Portion Selbstdarstellungsneigung).

Wenn wir erwarten, dass uns dann die uneingeschränkte Aufmerksamkeit gilt, können wir mitunter schon enttäuscht werden. Wenn wir erwarten, dass nach unserem Showauftritt alle Gäste Poledance lernen wollen, auch.

Wenn wir uns freuen, dass uns jemand auf der Bühne haben will und meint, das könnte eine Bereicherung für sein Event sein, wenn wir vielleicht sogar das Outfit und die Musik mitbestimmen können und uns für einen Auftritt nicht kaputt machen, dann können wir selbst das Event genießen.

Menschen begeistern
Events sind Ereignisse, die Menschen begeistern sollen. Das Firmenjubiläum darf hier ebenso genannt werden wie die goldene Hochzeit der Verwandtschaft, die Taufe eines Säuglings, das Polecamp oder ein Poledancewettkampf oder Showabend. Auf der einen Seite stehen Menschen, die an das glauben, was sie ausrichten, die jemandem etwas bieten wollen, die ihre eigene Begeisterung mit jemanden teilen möchten und auf der anderen Seite stehen die Konsumenten.

Wir konsumieren Ereignisse. Geschuldet der Überflussgesellschaft stellt aber selten die Aussicht auf ein gutes Essen mit 3 Gängen schon allein das Highlight der letzten Monate dar.
Übertragen auf den Polebereich können wir Parallelen zu dieser Entwicklung finden. Ein Wettkampf jagt den nächsten, man könnte mittlerweile fast das ganze Jahr Urlaub in diversen Polecamps machen, Workshops mit hochkarätigen Pole-Größen gibt es auch zu Hauf an jedem Wochenende.
Man wird schon fast gezwungen, etwas noch Ausgefalleneres zu bieten, wenn man sich im Wirrwarr der ganzen Angebote einen bleibenden Namen machen will. Den gewählten Methoden sind dabei fast keine Grenzen gesetzt:
·       Einfach teurer machen, denn was teuer ist, ist immer gut.
·       Keine Jugendherberge für das Polecamp wählen, sondern ein 5 Sterne Hotel.
·       Beim Showauftritt die Kostüme noch ein wenig knapper werden lassen bzw. die High Heels noch ein wenig höher.
·       Die Liste der Tricks, die in einem Workshop gelehrt werden, noch halsbrecherischer aussehen lassen...
·       Höher, schneller, weiter...

Stimmungen planen
Vordergründig nachvollziehbar und nicht selten von Erfolg gekrönt. Sich aus diesem Sog zu befreien ist nicht leicht. Wer heute schon einmal einen „normalen“ Kindergeburtstag ausgerichtet hat, mit Topfschlagen als Spiel und Würstchen mit Pommes zum Essen, der weiß, was ich meine.

Wie kann man denn garantieren, dass es den Konsumenten gefallen wird? Wie kann man sicherstellen, dass das Event zum positiven Marketingmagnet wird? Wie stellt man sicher, dass es im Nachgang nur gute Mundpropaganda geben wird? Wie berechnet man für sich den „return of investment“?

Ein Event lebt von beiden Seiten. Nur, wenn man daran denkt, wie es der anderen Seite gehen könnte, wie sie es empfinden könnten (die Konsumenten, die Gäste, die Teilnehmer selbst, die Showacts, alle Personen, die eben NICHT Ausrichter sind), kann man versuchen, Stimmungen abzuschätzen.
Stimmungen planen wird nicht funktionieren.

Everybodys Darling
Aber wir wollen es doch jedem recht machen. Ob nun als Showact bei einer Firmenfeier, als Ausrichter eines Polecamps, als Familie, die die Taufe ihres Nachkömmlings ausrichtet, als Firmeninhaber, der voller Stolz mit Kunden und Mitarbeitern sein Jubiläum feiert, als Studiobesitzer, der mit Pole-Größen Workshops organisiert oder als Eventmanager.
Keiner soll ein schlechtes Wort verlieren. Alle sollen sich wohl fühlen. Jeder soll sich gut betreut fühlen, die Gäste und alle Mitwirkenden sollen fühlen und spüren, dass man weiß, dass ein gutes Event auch an der Stimmung aller anderen festgemacht werden wird.

Man wird es nicht schaffen. Hierzu ein paar kleine Anekdoten vom CrazyPole Battle:

·       Da fragt im Vorfeld die Reporterin einer Zeitung, ob man den Tänzern und Tänzerinnen nicht per Saalansage mitteilen könne, dass sie in ihrer Performance doch mal stillhalten können, weil sie sonst so schlecht Fotos machen könne.
·       Da bemängelt eine Zuschauerin, dass die Damen keine Blumen bekommen hätten (wir hatten noch daran gedacht, aber Blumen sind nur sehr schwer heil nach Hause zu bekommen, immerhin hatten ja doch viele Wettkampfteilnehmer einen nicht unerheblichen Heimweg vor sich.)
·       Da ist einer Person, der ergatterte Parkplatz nicht nah genug.
·       Da dauert es den Leuten zu lange, bis sie was zu essen bekommen.
·       Da mögen einige weder Bananen noch Äpfel und trinken auch kein Wasser (mehr hatten wir für die Teilnehmer nicht kostenlos zur Verfügung gestellt).
·       u.v.m.

Große Ereignisse werfen ihre Magenschmerzen voraus
Den letzten rotierenden Arbeitsmodus in dieser Art hatte ich, als wir das Buch „Poledance Passion“ fertigstellt haben, dann wieder vor Eröffnung meines eigenen Studios und jetzt wieder beim Battle. Schlaf wird generell überwertet. Listen kann man nie genug schreiben und das nächtliche Hochschrecken mit dem panikartigen Gedanken, dass man etwas unheimlich Wichtiges vergessen hätte, wird zur Gewohnheit. Das geht nicht lange gut und ist bestimmt auch kein gesunder Arbeitsmodus.

Und so kam, was kommen musste: Das Lampenfieber, welches sich bei mir immer mit Übelkeit und Magenkrämpfen bemerkbar macht, war eben schon ca. 1,5 Wochen vorher permanent da.

Die Symbiose aus Bühne, Backstage und Publikum
Bei Events ist es immer wichtig, dass der Veranstalter nie aus den Augen verliert, dass er zwar für den Rahmen verantwortlich ist, aber dass die Stimmung von den Personen auf der Bühne nicht unerheblich mitgestaltet wird, dass Backstage alles reibungslos laufen muss und dass das Publikum eine wahnsinnig machtvolle Position hat. Fehlt es, dann kann alles noch so gut vorbereitet sein, dann kann sich der Veranstalter auf den Kopf stelle und mit den Füßen wackeln (okay – bei einer Pole-Veranstaltung passiert das ja vielleicht tatsächlich), aber dann nutzt auch die Liste Nummer 593 und die beste Vorbereitung nichts.

Once again please
Jack Welch bezeichnete sich einmal selbst als bester Manager der Welt. Als man ihn fragte, was denn das Wichtigste bzw. mit das Wichtigste an seinem Beruf wäre, meinte er nur: „Standing in front of the crowds, repeating yourself over and over all the times.“

Nun, abgesehen davon, dass ich mich nie als Beste in irgend etwas bezeichnen würde, hat man mit einem Event schon mal kurzfristig den Job eines Eventmanagers und ein wenig muss ich Jack Welch schon Recht geben. Immer und immer wieder beantwortet man die gleichen Fragen. Sogar wenn die anderen Fragesteller sich neben der Person befinden, die gerade im Moment die absolut gleiche Frage gestellt hat und auch beantwortet bekommen hat, heißt das noch lange nicht, dass man nicht im nächsten Moment die gleiche Frage nochmals beantworten muss.

Geduld und Ruhe
Und es ist manchmal eine wirkliche Geduldslehrstunde. Jeder stellt für sich die Frage ja nur einmal. Die Aufregung führt dazu, dass man nicht mehr so gut zuhört und man hat es vielleicht wirklich nicht mitbekommen, dass die Frage schon 3 mal beantwortet wurde.

Ich bin – zumindest hat mir das meine Mutter immer vorgeworfen – ein ungeduldiger Mensch. Schlechte Karten für den Job eines Event-Managers. Geduld, Ruhe, ein Lächeln, immer für jeden da sein. Das ist wirklich eine Herausforderung, die einen so fesselt, dass ich es beispielsweise am Tag der Veranstaltung in 12 Stunden nicht einmal zur Toilette geschafft habe...

Man versucht an alles zu denken, für alle da zu sein, es jedem Recht zu machen, in dem Wissen, dass es nicht funktionieren wird und man versucht es dennoch. Doch überall gleichzeitig kann man nicht sein. Die Jury möchte betreut werden, die Showacts, die Sponsoren, die VIP-Gäste (oder solche, die sich dafür halten) und natürlich die Teilnehmer, deren Nerven ja auch schnell blank liegen.

Das geht auf keinen Fall alleine und ein gutes Team ist unheimlich wichtig. Die Personen, die im Hintergrund agieren, die man vielleicht auf der Bühne überhaupt nicht zu Gesicht bekommt, die tragen ein Event immer mit.
Und das gilt für jedes Event. Ohne Mitarbeiter und ein tolles Team könnte es kein Firmenjubiläum geben, ohne Eltern, die vorbereiten, die Kindern zum Event fahren etc., keinen Kindergeburtstag. Die Helfer repräsentieren das Event in einem Maße, welches man nie unterschätzen darf.

Und dann noch die eigenen Fehler...
Es gab am Tag des Events tatsächlich einen Moment, wo ich im Erdboden hätte versinken wollen. Klar, man verspricht sich auf der Bühne, die Nase fängt an zu laufen, ein Hustenreiz kitzelt, man hat das Gefühl, jetzt fliegen einem dann gleich sämtliche Moderationskarten aus der Hand. Das ist normal, damit kann man umgehen.

Wenn man aber bei der wohlgemeinten Danksagung, dann dem Freund der Tochter einen falschen Namen gibt, bzw. die Personen verwechselt, auf der Bühne, mit Mikro – dann ist das wirklich peinlich.

Denn die Familie, die die Planung über 1 Jahr mitgetragen hat, hat die eigenen Fehler am wenigsten verdient.

Ein Event ist ein Ereignis. Ereignisse kann man nur zum Teil planen. Sehen wir die schönen Momente, suchen wir nicht die Fehler an uns und anderen und lernen wir doch einfach, jeden Tag als ein Ereignis, welches nie wiederkommen wird, zu schätzen...

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