Donnerstag, 24. Juni 2021

Klangschalen müssen nicht sein

Klangschalen müssen nicht sein - Blog, Nadine Rebel

Ein gutes Workout trainiert Körper und Geist. Ohne Willen, ohne Einstellung, ohne Kommunikation zwischen Kopf und Körper bleiben die Erfolge klein oder aus. Sinnlich wahrnehmen. Zulassen. Hineinspüren. Atmen. All diese Punkte, die in jedem Fall ein gutes Training komplettieren können, sind essenzielle Bestandteile des Yoga. Wie weit man sich in die Gedankenwelt und in die Esoterik begibt oder entführen lassen möchte, das bleibt jeder Person selbst überlassen. Fakt ist: Wenn sich eine Trainingsgestaltung nicht passend anfühlt, dann ist sie nicht richtig. Und für den einen fängt das eben schon bei zu vielen esoterischen Elementen an. Dennoch bedeutet das nicht, dass Yoga nichts für die Person wäre.

 

Yoga-Workshops

In jeder Sportart werden Workshops angeboten. Spezielle Themen, bekannte Trainer, neue Orte. Was es auch immer ist, was eine Person zur Teilnahme bewegt, Workshops sind immer ein Zugewinn – manchmal auch nur an Erfahrung. Wie im Pole-Sport und beim Aerial Hoop habe ich in der Vergangenheit schon an so manchen Workshops teilgenommen. Tatsächlich praktiziere ich Yoga länger als Pole Dance oder Aerial Hoop.

Die Bandbreite der Erfahrungen kenne ich.

 

Wie wunderbar

Es gibt einige Workshops, an die erinnere ich mich heute noch. Weil sie so gut waren, oder leider das Gegenteil. Es gab Workshops, die haben mir einfach „gepasst“. Es ist immer Geschmackssache, was einer Person liegt und was nicht. Es ist demnach nie ein Urteil, wenn man für sich feststellt, dass einem diese Art der Lehre nicht taugt. So wie man sich ja auch keine Gedanken darüber machen würde, wenn man Schuhe in der falschen Größe vor sich stehen hat. Passen halt nicht. Punkt. Da muss man kein Fass aufmachen.

 

Und es gab Workshops, von denen ich heute noch profitiere. Es waren meist die Workshops, in welchen es der Trainer/die Trainerin geschafft hat, mich ganzheitlich anzusprechen. Es war die gelungene Mischung aus Stimmung, sportlichem Training, Respekt und Gedankenimpulsen.

 

Ich muss hier raus

Und es gab Workshops, bei denen ich nach 20 Minuten verzweifelt nach einem Ausweg gesucht habe. Natürlich steht es mir frei, einfach aufzustehen, in ruhiger Art und Weise zu sagen, dass ich hier verkehrt bin, weil ich mich nicht wohlfühle und zu gehen. Irgendwie bin ich dafür zu zögerlich und zaghaft und möchte auch niemanden vor den Kopf stoßen.

 

Es waren meist die Workshops, in welchen ein Aspekt gegenüber den anderen die Oberhand gewann. Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich mit einem stärkeren Fokus auf den sportlichen Aspekt besser zurechtkomme als mit einem Hauptfokus, der auf der Esoterik liegt.

 

„Schön, dass ihr alle hier seid. Ich sende Euch Liebe und möchte Euch bitten, euch zur Begrüßung alle in den Arm zu nehmen.“

 

NEIN! Liebe ist ja schön und eine gute Stimmung auch, aber ich WILL jetzt (noch) niemanden in den Arm nehmen und ich bin doch gerade erst angekommen.

 

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Mir ist erneut wichtig zu betonen, dass es sich hier um Fragen des Geschmacks handelt. Diese Art der Gestaltung ist nicht falsch. Im Yoga schon gleich 3 mal nicht, da hier alles erlaubt ist und man frei und ohne Bewertung an die Dinge herangehen sollte, was ich sehr begrüße.

 

Die von Räucherstäbchen geschwängerte Luft, in der man nur noch Patchouli wahrnimmt, die Meditationsklänge, die immer gleich klingen, die übersanften Stimmen der Personen, die alles mit Liebe tränken, gefragt oder ungefragt, die „Touch“-Stimmung, alles mit Körperberührungen untermalen zu müssen, die gelben Meditationskerzen und der verbal mahnende Zeigefinger, man müsse das alles zulassen, um dann womöglich noch Sanskrit-Gesänge anzustimmen.

 

Mein Geschmack ist das nicht und ich muss dann raus.

Das ist okay und Geschmackssache. So wie es hunderte, ja tausende unterschiedlicher Blumen gibt, so gibt es auch unterschiedliche Yoga-Stile und jeder ist richtig.

 

3x A – begleitet mich bis heute

Und es gibt Workshops, die entsprechen eben genau meinem persönlichen Geschmack. Ich erinnere mich an einen 4stündigen Yoga-Workshop ziemlich zu Beginn meiner Yogi-Reise.

4 Stunden sind ja schon lang. Na, wir werden bestimmt Pausen machen. Da gibt es dann bestimmt eine Mittagspause. Man muss ja auch mal was essen

 

Muss man nicht. Wenn man sich komplett auf die Körper- und Geisteserfahrung einlässt und die Mischung passt, vergehen auch 4 Stunden wie im Flug. Der Körper und der Geist sind vollkommen gefangen, vollkommen im Hier und Jetzt, vollkommen konzentriert.

Wow. Das geht tatsächlich.

 

Und dabei kam der „westliche“ Aspekt nicht mal zu kurz. Die Sprache war unkompliziert und normal, wir haben gelacht und gescherzt, ja sogar mal geflucht, wenn etwas nicht sofort klappen wollte.

So nebenbei gab der Trainer uns noch 3 As mit. Passend für fast jeden Bereich in unserem Leben in welchem wir weiterkommen möchten und somit bestimmt nicht ursprünglich von dem Yogi des Workshops, aber das hat er auch nicht behauptet.

 

Attitude – Alignment - Action

Einen Weg gehen, ein Ziel erreichen, sich verändern und vorankommen geht nur mit der richtigen Einstellung (attitude), der richtigen Anleitung (alignment) und der Tat (action).

Fehlt nur eines, werden wir viele unserer Ressourcen aufbrauchen, ohne voranzukommen.

 

Einstellung und Anleitung ohne Aktion – ist ja klar, dass dabei nichts rauskommt.

Das war auch so gut, das war einer der Punkte, die mich komplett abgeholt haben. Eben weil es nicht darum ging, sich einfach nur im Lotus-Sitz auf dem Boden einzufinden und darauf zu hoffen, dass das Universum schon alles für mich bereithalten würde.

 

Einstellung und Aktion ohne jemanden, der mir sagt, wie es richtig geht? Diese Erfahrungen haben schon alle Personen gemacht, die gemeint haben, sie könnten ohne Trainer trainieren.

 

Anleitung und Tun, ohne dass ich wirklich Lust darauf habe: Auch das ist zum Scheitern verurteilt.

 

Diese Verbindung zeigt deutlich, dass Körper und Geist ein Team sind. Manchmal arbeiten sie perfekt zusammen, manchmal sind ein paar Teambuilding-Maßnahmen notwendig.

 

Jetzt bekomme ich langsam ein Gefühl, was Yoga sein kann

Und so habe ich den Yoga-Stil gefunden, den ich als Trainerin praktiziere. Dieser gefällt auch nicht jeder Person. Das ist okay.

Umso mehr freue ich mich natürlich, wenn Personen länger dabeibleiben, sich auf die Reise einlassen und die Erfahrungen zulassen.

Und ganz toll ist es dann, wenn man ein Feedback bekommt, welches zeigt, dass man es geschafft hat, eine Stimmung, eine Atmosphäre, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die ganzheitliche Erfahrungen zulassen. Eine Teilnehmerin sagte mir nach einer der letzten Yoga-Stunden: „Jetzt bekomme ich eine Ahnung, was Yoga alles noch sein kann – neben dem sportlichen Training. Heute hatte ich das Gefühl, dass mein Geist und mein Körper gemeinsam gearbeitet haben und auch das mit der Atmung hat geklappt und mir geholfen“

 

Ruhe? Fehlanzeige – ich werde eher aggressiv

Diese Ruhe, diese Forderung sich auf sich selbst, seinen Geist, seine Gedanken, seinen Atem und die Erfahrungen, die damit verbunden sind, einzulassen, das ist nicht für jede Person etwas.

Es gibt Personen, die werden von Yoga eher aggressiv. Der Körper schmerzt, die Bewegung, die der Trainer vormacht, scheint unmenschlich, der Geist kämpft und ist überhaupt nicht „amused“ darüber, was sein Besitzer vom Körper verlangt. Die Stimmen fragen den Körper, ob er jetzt komplett durchdreht und währenddessen soll man ruhig atmen, den Atem dorthin schicken, wo es „weh“ tut, das Ganze zulassen und es achtsam wahrnehmen.

 

Nein Danke, wenn ich mich ärgern möchte, kann ich auch mein Auto im absoluten Halteverbot parken und zulassen, was passiert.

 

Auch das ist okay und auch irgendwie verständlich und lustig, oder?

Nicht alles ist für jeden etwas. Punkt. Auch das muss man „zulassen“, selbst wenn man Yoga so gerne weitertragen würde.

 

Selbstbewusst eigene Entscheidungen treffen

Insofern kann tatsächlich sogar eine wie oben beschriebene Erfahrung dazu beitragen, ein Stück weit Persönlichkeitsentwicklung zu betreiben. Es ist auch wichtig zu wissen, was man nicht will.

Donnerstag, 17. Juni 2021

Die Gedankenreise – oder Bauchmuskelkater durch Lachkrampf

 

Humor ist wichtig

Lachen ist gut. Lachen stärkt das Immunsystem. Lachen verbindet.

Insofern sehe ich es auch als meine Aufgabe an, die teilnehmenden Personen in meinen Kursen immer mal wieder zum Lachen zu bringen. Manchmal gelingt mir das auch ungewollt, dann mache ich mir so meine Gedanken
Manchmal versuche ich es krampfhaft und ernte unter Umständen nur ein mitleidiges Lächeln. Na ja, ist ja mal ein Anfang. Und manchmal, da helfen mir die teilnehmenden Personen und dann wird es richtig lustig.

 

Ich bin doch schon groß

Eine Teilnehmerin, klein aber oho, musste für ein Fotoshooting die Einverständniserklärung zur Verwendung der Fotos unterschreiben. Kein Problem, meinte sie, ich bin ja schon groß. Und dann fügte sie hinzu: „Na ja, groß nicht, aber erwachsen.“

 

Ich habe meinen A nicht im Griff

Bei manchen Figuren im Pole Training kommt es darauf an, das Gewicht an die richtige Stelle zu verlagern. Der Schwerpunkt muss physikalisch gesehen an der richtigen Position sein, sonst gewinnt die Schwerkraft. Manchmal geht es dabei um den Po.
Erklärungen, Vorzeigen, Hilfestellung. Es klappt nicht. Auch das ist normal, vor allem bei etwas komplizierteren Figuren, die noch dazu viel Kraft benötigen. Etwas entnervt meinte eine Teilnehmerin nach dem gefühlt hundertsten Versuch: „Merkst Du was? Ich habe meinen A. nicht im Griff.“

 

Das Kinn auf der Brust ablegen

Nackenkreisen über die Brust. Dehnen am Ende der Stunde. Oder auch nur eine Pilatesübung. Der Trainer leitet an. Das Kinn auf der Brust ablegen. Ein Teilnehmer verlässt seinen Platz und geht zu seiner Partnerin (Gott sei Dank hat er sich keine andere Person rausgesucht) und platziert seinen Kopf auf deren Brust. Verwunderte Blicke werden quittiert mit: „Du hast doch gesagt, Kinn auf der Brust ablegen.“
Seitdem ist die Erklärung ergänzt worden. Das Kinn auf der eigenen Brust ablegen.

 

Das Top ist aber etwas knapp geschnitten

Die meisten Pole und Aerial Hoop Outfits, aber auch Yoga und Stretching-Outfits nähe ich selbst. Manchmal nähe ich auch Wunschsets für Teilnehmerinnen. Eine Teilnehmerin hatte sich ein Carmen-Top gewünscht, also ein Top mit nur einem Träger. Das Rückenteil ist knapp geschnitten, vorne hat das Kleidungsstück etwas mehr Stoff. Beim Anprobieren hört man das Zweifeln förmlich aus der Umkleide. Ich frage, was denn los wäre. Die Teilnehmerin meinte, ich hätte das Top doch etwas sehr knapp geschnitten und zeigte sich mir. Ich antwortete, dass der Teil mir mehr Stoff nach vorne gehöre, nicht umgekehrt.

 

Erst wieder auf dem Boden ankommen, dann anziehen

Überhaupt ist gutsitzende Bekleidung beim Pole essentiell. Wenn man sich Sorgen machen muss, dass nicht alles an seinem Platz bleibt, so verhindert das die volle Konzentration. Wenn sich Körperteile selbständig machen – vor allem wenn man kopfüber geht, dann ist das nervig. Meist ist einem das auch peinlich, was es nicht sein muss, wir sind ja unter uns. Gefährlich wird es erst dann, wenn man sich wieder anziehen möchte, während man kopfüber hängt und dafür ganz selbstverständlich die Hände von der Pole löst, um alles wieder zu verstauen. Blöd, wenn die Hände das Einzige waren, was einen an der Pole gehalten hat. Ich bin ja oft langsam, hier war ich als Trainerin blitzschnell und fing die fallende Teilnehmerin auf. Wir haben uns danach auf eine neue Regel geeinigt: Erst auf den Boden zurückkommen, dann wieder anziehen.

 

Handspring und Handfall

Wir üben und trainieren den Handspring. Ich weise an: Weniger springen, mehr Schwung, nicht stampfen, die Hüfte mehr drehen.
Eine Teilnehmerin mahnt an, es würde aber doch HandSPRING heißen. Ich gebe zu bedenken, dass „spring“ ja im Englischen Frühling heißt und grinse. Sie grinst zurück und meint, ob es dann auch den Handfall geben würde. Ja, sage ich, dass ist die Figur, wenn man sich oben nicht halten kann und fällt.

 

Die Bahnhofstoilette

Kniebeugen müssen sauber ausgeführt werden. Die Knie bleiben hinter den Fußspitzen. Das Gewicht wird auf die Fersen verlagert, die Zehen werden nach oben gezogen. Der Po kommt tief, der Rücken bleibt angespannt, die Schultern weg von der Brust, die Scheitelkrone wird nach oben gezogen. Und so weiter und so weiter.
Dennoch kann man manchmal beobachten, dass all diese Erklärungen nicht wirklich gut sind. Aber eines geht immer: Stellt euch vor, ihr würdet eine eklige Bahnhofstoilette benützen müssen. So wie es hier der Grundsatz ist: „Treffen, aber ja nicht berühren“, so geht ihr auch in der Kniebeuge tief. Funktioniert immer. Außer man bekommt die Rückmeldung: „Nö, dann verkneife ich es mir.“

 

Batzenhofen

In einer der letzten Stretchingstunden haben wir ungeplant eine Weltreise unternommen. Der nach oben gestreckte Arm im Stand war die Freiheitsstatue (New York), das Boot aus dem Yoga fuhr in Venedig, die Seitneigung war der schiefe Turm von Pisa, der große Berg war der Mount Everest. Am Ende kamen wir zur entspannenden Klopfmassage. Man liegt auf dem Rücken, hebt das Becken leicht und lässt es wieder fallen. Man klopft so mit dem Becken und dem unteren Rücken auf den Boden. Hier erinnerte ich an den Film „Die Wüste lebt“ und an den Klopfkäfer, der mit klopfenden Bewegungen auf dem Wüstenboden seine Frau zu sich ruft. Eine Teilnehmerin meinte, bei ihr wäre die Klopfmassage aber eher Batzenhofen als Wüste (Batzenhofen ist ein kleiner Ort hier in den Stauden).

 

Leider

habe ich viele der lustigen Situationen nicht sofort notiert, sonst könne man hier mehr zum Besten geben. Was auf jeden Fall schön ist, wenn wir miteinander Spaß haben und jeder seinen Teil dazu beiträgt. Das funktioniert live, aber sogar online und es macht das miteinander Sporteln so unheimlich wertvoll. Danke.