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Personen, die sich
in den Vordergrund drängen, sich mit fremden Federn schmücken, übertreiben,
sich zu viel Raum nehmen, arrogant sind....
Zugegeben, das mag
niemand gerne.
Im Auge des Betrachters
Dabei liegt aber
alles im Auge des Betrachters. Manche Personen sind schon der Meinung, Selbstdarstellung
wäre absolut gleichbedeutend mit den oben beschriebenen Verhaltensweisen. Das
Wort „Selbstdarstellung“ ist so negativ behaftet, dass es schon wie eine
Beleidigung und ein Schimpfwort verwendet wird. In einigen Kreisen ist es sogar
ein institutionalisierter Begriff.
Selbstdarstellung
Die oben
beschriebenen Verhaltensweisen haben aber im Grunde nichts mit einer
Selbstdarstellung zu tun. Was ist ein Lebenslauf? Ja, eine Selbstdarstellung.
Was ist die Wahl des bevorzugten Kleidungsstückes. Ja, eine Selbstdarstellung.
Was ist das Erzählen dessen, was einen zu der Person gemacht hat, die man heute
ist? Ja, eine Selbstdarstellung.
Und wer könnte das
besser als die Person, die eben ihr Leben lebt? Wenn alles faktisch belegbar
ist, wenn alles zueinander passt, wenn sich die Mosaiksteine fügen und ein
authentisches Gesamtbild ergeben, dann ist gegen Selbstdarstellung nichts
einzuwenden.
Wer kein klares Bild
von sich zeichnen und entwerfen kann, darf nicht erwarten, dass die Umwelt sich
eines machen kann.
Nicht Fisch, nicht Fleisch!
Nicht Fisch, nicht
Fleisch! Gut, ist heutzutage auch kein Problem mehr, wo es doch sowieso immer
mehr Veganer und Vegetarier gibt.
Bitte keine
schillernden Persönlichkeiten, man tappt dann doch lieber im Dunkeln. Ein
Grottenolm kann eben mit einem Pfau wenig anfangen. Muss er auch nicht. Beide
haben ihre Berechtigung. Aber der Grottenolm sollte dem Pfau nicht die Federn
ausreißen wollen...
Selbstdarstellung
ist allerdings etwas ganz Natürliches und Notwendiges, was einem manche
Menschen absprechen wollen. Sie beschränken die eigene Identität bzw. die
Darstellung derer.
Erzähle mir, wer Du
bist, aber erzähle nicht zu viel, auch wenn es stimmt!
Selbstdarstellung
bedeutet, dass man eine klare Vorstellung von sich als Person hat und auch
weiß, wie man gerne wahrgenommen werden wollen würde. Ob das dann immer so
klappt, ist fraglich und kommt auf die Interaktionspartner an. Grundsätzlich ist
gegen diesen Wunsch nichts einzuwenden.
Eigentlich.
Sprache, Mimik,
Gestik, Kleidungsstil, Humor, Stil und Vorlieben, all dass gehört zu einer
Person und zeichnet ein Bild von ihr. Je farbiger, desto besser. Aber manche
Menschen bevorzugen grau, vor allem bei anderen Personen. (Nicht falsch
verstehen, ich liebe die Farbe Grau!)
Selbstdarstellung ist notwendig
Ohne
Selbstdarstellung geht es nicht. Ein Bäcker, der nicht auf die besondere
Qualität seiner Backwaren hinweist, betreibt schlechtes Marketing, ein
Autoverkäufer, der potentielle Kunden das Auto vorführt indem er sagt: „Ja mei,
es ist ein Auto. Es kostet Geld. Es fährt. Was soll ich sonst dazu sagen?“ –
wäre wohl nicht mehr lange beim Arbeitgeber? Das alles scheint uns
verständlich.
Dieses Verständnis
hört auf, sobald es um die eigene Person geht.
Erving Goffmann
beschreibt in seinem Buch „Wir alle spielen Theater“ unter anderem auch die
tägliche Inszenierung. Dabei erkennt und beschreibt er einen wesentlichen
Unterschied. Ein Zuschauer erwartet und weiß, dass ihm oder ihr auf der Bühne
Dinge vorgespielt und vorgetäuscht werden und wäre (mit Recht) bitter
enttäuscht, wenn die Protagonisten ihren Job schlecht oder gar nicht machen
würden.
Im Leben versuchen
wir Dinge darzustellen, die echt sind. Dann sind wir Selbstdarsteller (noch
keine Angeber, noch keine Aufschneider, noch keine Hochstapler).
Zugeschriebene Rollenkompetenz
In den
soziologischen Rollentheorien (ich bin im Moment zu faul den entsprechenden
Wissenschaftler rauszusuchen – war es Talcott Parson?) sagt man, zugeschriebene
Rollenkompetenz wirke identitätsstiftend.
Bedeutet so viel
wie: Wenn mir jemand glaubt, dass ich das, was ich tue auch kann, dann bestärkt
mich das.
Umgekehrt wird
leider auch ein (häufig sehr beleidigender und drückender) Schuh daraus: Nimmt
sich eine Person oder eine Institution oder eine Gruppe von Personen heraus, einer
Person das, was sie kann und was sie tut, abzusprechen, es als irrelevant und
nichtig hinzustellen, so wird somit auch die eigene Identität in Frage
gestellt. Gerade wenn es nicht Staubkörner im Selbstbild, sondern Meilensteine
im Leben sind, kann man diese der anderen Personen nicht absprechen oder als
nichtig abtun.
Raum einnehmen (dürfen)
Zweifel dürfen
aufkommen, gesundes Misstrauen ist gut. Wie sagt man schon so schön: „Vertrauen
ist gut, Kontrolle ist besser.“ – Lässt sich die bezweifelte Person dann
allerdings mit sämtlichen Wassern aller Kontrollmechanismen waschen und löst
sich dabei nicht wie ein Stück Würfelzucker auf, dann sollte man der Person
ihre Identität auch zugestehen.
Alles andere wäre
arrogant und anmaßend. Und zwar nicht von der Person, die sich selbst
darstellt....
In meiner Tätigkeit
als Trainerin spreche ich oft vom „Raum einnehmen“ – dabei gilt dies sowohl in
Vorbereitungen für freie Reden, als auch beim Tanzen und bei der Körpersprache.
Jeder Mensch sollte Raum einnehmen können. So lange er diesen Raum mit Leben
füllt und dabei niemand anderen ein- oder beschränkt, hat jede Person Anrecht
auf ihr eigenes kleines Königreich.
Verweigert man dies,
kann man keine Einschätzungsobjektivität für sich beanspruchen, Neutralität und
Offenheit schon gleich dreimal nicht. Erzähle mir, wie Du den Kuchen backst,
aber erzähle mir nichts von den Zutaten!
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